Niederländisch für Anfänger #1 Fernbeziehung, oh Fernbeziehung

What do I do when my love is away?
— Does it worry you to be alone?
No, no
How do I feel at the end of the day?
— Are you sad because you’re on your own?
I tell ya, I don’t get sad no more
Gonna get by with by with my friends
— Ah, with a little help from my friends.

’With A Little Help From My Friends’, The Beatles

Ich würde ja wirklich auch gern so locker flockig wie Ringo Starr in ’With A Little Help From My Friends’ auf die Frage, was ich denn eigentlich mache, wenn meine Liebe gerade nicht zugänglich ist, antworten. Wäre es nicht schön, wenn es so unkompliziert wäre, dass man sich im Leben immer wenn man allein ist, von jemandem auffangen lassen kann? Und alles, aber auch wirklich alles, ist tutti paletti, so richtig hundertprozentig in Ordnung. Wenn meine Liebe weg ist, dann hat das ja eher so My Chemical Romance als Beatles-Vibes. Was mich, als eingefleischten My Chemical Romance Fan, aus rein musikalischer Sicht ja nicht stört, aber aus emotionaler dann doch ein bisschen anstrengender ist als die Beatles.

Wovon rede ich hier eigentlich? Nun. Die Sache ist so. Letzte Woche Dienstag habe ich mich in einen Flieger gesetzt und bin von Griechenland zurück nach Deutschland geflogen. Der Urlaub ist also vorbei, an sich auch gar nicht schlimm – ich gehöre zu dem Teil der Bevölkerung, der gern zu Arbeit und Vorlesungen zurückkehrt, weil mir sonst irgendwann zu langweilig wird. Aber das ist gar nicht der Punkt. Das eigentliche Problem ist, dass damit eben auch das Fern in meiner Beziehung zurück ist. Nach vier Wochen sind mein Freund und ich wieder in der Situation, in der wir uns das ganze letzte Jahr über befunden haben. Er in Italien. Ich in den Niederlanden. Fernbeziehung. Man sollte ja meinen, es wird ab einem gewissen Punkt leichter, aber eigentlich wird es das nicht.

Die letzte Woche ist in passivem Trott an mir vorbeigerannt, Flugzeug nach Deutschland, Zug zurück in die Niederlande. Und da sitze ich nun, auf unbequemen Flugzeugsitzen über dem Mittelmeer, auf dem elterlichen Sofa oder im eigenen WG-Zimmer und fühle mich, alles in allem, einfach elend. Alles fällt irgendwie ein bisschen schwerer, alles ist irgendwie ein bisschen weniger schön. Herzschmerz halt.

Ich würde ja wirklich gern einen guten Ratschlag oder zumindest ein paar solide tröstende Worte bezüglich „Leben und Überleben in einer Fernbeziehung“ dalassen und in die Weiten des Internets herausschreien: „Ich hab die Lösung für das unerträgliche Gefühl des Vermissens! Es geht mir wieder gut!“, aber auch wenn es nach einer Woche Abschied am Flughafen besser geht, gut geht es noch lange nicht. Die Wahrheit ist (oder zumindest meine Wahrheit ist): Es gibt kein Rezept gegen das Vermissen. Man kann sich in Beschäftigung stürzen, in Arbeit und Seminare und Verabredungen zum Mittagessen mit Freunden, aber man vermisst trotzdem. Man kann einen Kinoabend nach dem nächsten organisieren und ein Buch nach dem nächsten lesen, und trotzdem ist man am Ende des Tages einfach nicht vollständig.

Die Zeit (und die Aussicht auf den nächsten Wochenendsbesuch) heilt die Wunden sicher irgendwann und Beschäftigung überbrückt die Zeit des Wunden-Heilens. Telefonate helfen, WhatsApp-Nachrichten auch. Aber gottverdammt, es tut weh jemanden so zu vermissen — und gottverdammt, bin ich froh jemanden zu haben, den ich so vermissen kann. Das, meine Damen und Herren, ist kein Masochismus, das ist Liebe.