Niederländisch für Anfänger #4 – Unter Kollegen

Update zur gestrigen Situation bezüglich der Montagsfrage-Kommentare: Ich habe vor ungefähr zehn Minuten den WordPress-Spam-Order für Kommentare entdeckt. Mein übermüdetes Gehirn hat heute Nacht nicht so ganz gerafft wo man ihn findet, aber dank Instruktionen meines lieben und ebenfalls in der Blogsphere befindlichen Bruders, habe ich ihn gefunden. Was lernen wir daraus? Ich bin mehr Konifere als Koryphäe wenn es um Technik geht. Und entschuldige mich bei allen, deren Kommentare während der letzten Montagsfragen nicht durchgekommen sind. Besserung wird gelobt, ich weiß ja jetzt wo ich sie finde. Man lernt einfach nie aus.

Davon abgesehen, dass ich gerade gern vor Scham im Boden versinken würde, wegen dieser blöden Kommentar-Situation, läuft das Leben eigentlich ganz gut. Und mit ’laufen’ meine ich eigentlich ’rennen.’ Das Leben rennt ganz gut. Es läuft viel zu schnell. Wer nun denkt ’Um Gottes Willen, es ist noch nicht mal zehn an einem Donnerstag Morgen, was sind das bitte für nihilistische Tendenzen?’ – nein, ich meine das nicht im Sinne von ’Nichts hat einen Sinn, das Leben zieht vorbei.’, sondern mehr ’Hilfe, Hilfe, Hilfe, so viel zu tun, ich brauche einen längeren Tag.’ Let me explain.

Ich arbeite seit über einem Jahr als Kolumnistin und Autorin für das Studentenmagazin meiner Universität, war aber bisher fast ausschließlich im Home Office tätig. Also Zuhause, auf gut Deutsch gesagt. Seit diesem Jahr arbeite ich einen Tag der Woche zusätzlich in der Redaktion, sitze also an einem richtigen Schreibtisch, mit richtigen Journalisten und bin ehrlich gesagt deshalb ziemlich aus dem Häuschen. Grund für diesen Umstieg von ’alles von Zuhause’ zu ’fast alles von Zuhause’ liegt übrigens darin begründet, dass ich Anfang des Jahres befördert wurde und einen zusätzlichen Tätigkeitsbereich übernommen habe, für den ich mehr mit den anderen Redakteuren in Verbindung sein muss. Ich arbeite also momentan mehr als ich letztes Jahr gearbeitet habe, in einem Job, den ich liebe, mit netten Kollegen und einem interessanten Aufgabenfeld. Und ich war noch bei keiner Berufserfahrung meines bisherigen Lebens (ich bin auch erst 20, also so viele sind das nicht, es sind aber auch nicht so wenige wie man vielleicht erwarten sollte) so ein nervöses Wrack.

Das hört sich jetzt wahnsinnig dramatisch an. Nervöses Wrack ist vielleicht auch nicht die richtige Wortgruppe für meinen momentanen Zustand. Aufgeregter Stressball – das bin ich eher. Und warum bin ich ein aufgeregter Stressball? Weil ich momentan die jüngste, unerfahrenste und neuste Mitarbeiterin im Büro bin. Und auch noch die einzige Nicht-Niederländische-Muttersprachlerin. Ich kann meine Arbeit nur auf Englisch machen, weil ich zu unsicher im Niederländischen bin (und selbst sollte ich das nicht sein, nie auf muttersprachlichem Niveau Niederländisch sprechen werde). Und ich mache meine Arbeit mit erwachsenen Menschen, die bereits ihr Studium abgeschlossen haben und nicht (wie ich) neben ihrem eigentlich ’Job’ (Psychologie-Studentin) arbeiten, sondern dort ihr tägliches Brot verdienen. Also nicht, dass ich kein erwachsener Mensch bin. Aber hey, das sind erwachsenere erwachsene Menschen – versteht ihr, was ich meine? Wir sind auf einem anderen Erwachsene-Menschen-Level.

So fühlt sich das jedenfalls alles an. Ich habe Zweifel. Nicht an dem Berufsfeld per se, in dem ich mich befinde. Ich liebe meine Arbeit. Nein, ich habe Zweifel an mir selbst. Anfänge können wirklich Angst machen. Mir machen diese Tage im Büro Angst, weil was, wenn ich scheitere, was, wenn ich keine gute Arbeit abliefere, was, wenn es nie genug ist, was, wenn die Sprachbarriere nie überwunden werden kann? Nervöser Stressball, ich sag es ja. Gestern war ich ein nervöser Stressball im Büro und es kostet mich ehrlich gesagt immer Überwindung, Fragen zu stellen und Kollegen anzusprechen, wenn wir zusammenarbeiten müssen. Hab ich es trotz dessen gemacht? Natürlich, es ist ja mein Job. Und der wird nicht besser, wenn ich um diese Angst herumtanze.

Angst wird nie besser, wenn man um sie herumtanzt, seien wir mal ehrlich. Angst wird ausschließlich besser, wenn wir uns mit ihr auseinandersetzen und wenn wir uns ihr entgegenstellen. Ich weiß, dass die Nervöse-Stressball-Situation bald besser wird und dass ich in die Arbeit im Büro hineinwachse. Ich weiß das, weil ich vor etwas mehr als einem Jahr begonnen habe, eine Kolumne für dieses Magazin zu schreiben und anfangs Angst hatte, nicht gut genug zu sein. Ich schreibe diese Kolumne immer noch und ich schreibe sie sehr gern. Und natürlich hat man, gerade beim Schreiben, immer Angst nicht genug zu sein — aber es ist besser geworden.

Deshalb mache ich diesen Job eben auch, weil er mich eben wachsen lässt und weil ich damit Erfahrungen sammle. Das ist ja Sinn und Zweck davon, neben dem Studium zu arbeiten. (Neben des Geldes natürlich.) Nicht vollkommen unvorbereitet ins kalte Wasser der Arbeitswelt geworfen werden. Auch wenn es natürlich Überwindung kostet — alles Gute im Leben kostet einen gewissen Grad an Überwindung — und natürlich nicht immer leicht ist.

Einige werden nun vielleicht denken ’Wieso redet jemand, der so jung ist, von den Bürden des Arbeitslebens? Als ob sie sich schon irgendwelchen Dingen wirklich stellen musste.’ — und ich stimme absolut zu. Ich hatte bisher noch kein sonderlich schweres Leben. Mein Job liegt mir, ich liebe ihn und meine Kollegen sind wirklich toll. Nichtsdestotrotz kosten mich manche Dinge Überwindung. Meine erste Kolumne, mein erstes Interview, meine erste E-Mail, meine erste Erfahrung im Marketing, mein erstes Betriebsfest – und jetzt eben meine ersten Arbeitstage im Büro. Dieser Niederländisch für Anfänger Beitrag dreht sich allerdings nicht um die Bürden des Arbeitslebens. Er dreht sich um die Bürden der Anfänge. Meine Anfänge sind vielleicht grundverschieden von euren, aber alle Anfänge kosten Mut. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Und ich möchte dazu sagen (und damit diesen Niederländisch für Anfänger Post auch abschließen): Es ist okay und es wird besser. Für alle Leser, die ebenfalls gerade ihre ersten Arbeitserfahrungen machen: Mir geht es wie euch. Nervöser Stressball. Jedem geht es so, wenn er seine ersten Arbeitserfahrungen macht. Welcher Art auch immer. Aber keine Panik, wir schaffen das — Irgendwo und irgendwann muss man eben anfangen.