Die Montagsfrage #46 – Können Bücher bei euch das Blut in den Adern gefrieren lassen?

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Der Urlaub ist fast vorüber und während es natürlich sehr schade ist, Griechenland verlassen zu müssen, hat die Fluggesellschaft es ein bisschen zu gut gemeint, mit dem Konzept „Griechenlandurlaub verlängern“ – Der Freund und ich sitzen in Korfu am Flughafen, Aussichten: zwei Stunden Verspätung. Voraussichtlich. So hab ich das eigentlich nicht gemeint mit dem „ich will eigentlich gar nicht weg.“ Aber nun gut, wenn ihr diesen Beitrag am Montag Morgen lest, dann bin ich (voraussichtlich, wie man an Flughäfen so schön sagt) schon unter der Bettdecke im ehemaligen Kinderzimmer in der elterlichen Residenz, umringt von Katzen und Ryanair kann mich kreuzweise.

Bis dahin heißt es allerdings: Ohren steif halten, vielleicht den ein oder anderen Blogbeitrag vorbereiten (für irgendetwas muss diese Verspätung ja gut sein, oder?) und auf keinen Fall den hart erkämpften Platz im Fastfood-Restaurant am Flughafen aufgeben (es gibt hier nämlich sonst keine, ich wiederhole: keinefreien Sitzplätze und zwei Stunden Stehen, das geht dann doch ein bisschen zu weit, meine Freunde).

Die letzten zwei Wochen waren vor allem zwei Dinge. Erstens: Sehr schön, und zweitens: sehr warm. Deshalb dreht sich die heutige Montagsfrage rund um Bücher, die ein wenig Abkühlung verschaffen (und wenn auch nur im metaphorischen Sinne…)

Können Bücher bei euch das Blut in den Adern gefrieren lassen?

Bücher können ja eine ganze Menge Dinge. Gut unterhalten, zu Tode langweilen, düstere Tage mit Hoffnung und Freude füllen und, aus Erfahrung, sind sie auch exzellente Oberarm-Trainingseinheiten bei Umzügen. Aber können Bücher bei euch Gänsehaut auslösen oder seid ihr emotional so weit vom Lesestoff entfernt, dass Grusel, Spannung – oder tiefes Mitgefühl außen vor bleiben?

Wer die Montagsfrage auf meinem Blog schon länger verfolgt, weiß bereits seit den Halloween-Editionen, dass ich ein riesiger Angsthase bin, was Bücher angeht. Deshalb umgehe ich Krimis und Thriller soweit wie möglich und habe deshalb nie wirklich das typische „Blut in den Adern gefrier“-Erlebnis bei den Büchern, die dafür im klassischen Sinne infrage kommen könnten.

Aber: Ich habe durchaus schon Bücher gelesen, bei denen es mich durch ganz andere Themen gefröstelt hat. Beispielsweise Milan Kunderas Klassiker Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins*, der meinen Sommerurlaub vor zwei Jahren um einige Grad kälter hat werden lassen. Ich habe es sicher irgendwann schon einmal gesagt, aber fürs Protokoll wiederhole ich mich gern: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ist ein ganz großartiges Buch, das leider überhaupt nicht für den Sommerurlaub geeignet ist. Oder für sonstige Jahreszeiten, wenn man sehr anfällig für Verstimmungen ist und die um jeden Preis vermeiden will. Es hat mich wahnsinnig deprimiert und geschlaucht und ein Gefühl der totalen Machtlosigkeit in mir ausgelöst. Ansonsten ist es aber ausgezeichnet, 10/10, would recommend.

Ein weiteres, Die-Welt-kälter-werden-lassen-Buch, das ich trotz dessen (oder gerade deshalb) empfehlen kann, ist Und in mir der unbesiegbare Sommer von Ruta Sepetys, das ich jetzt schon vor einigen Jahren gelesen habe und das mir bis heute in positiver Erinnerung geblieben ist. (Randnotiz: Bei diesem Buch habe ich den großen Fehler begangen, es an jemanden zu verleihen, der es mir bis heute nicht zurückgegeben hat. Mittlerweile haben wir den Kontakt verloren und ich kann nur hoffen, dass mein Buch ein gutes Dasein in einem fremden Bücherschrank lebt. Randnotiz Ende.) Auch dieses Buch: Herzzerreißend und ohne jede Diskussion ein Buch, das einfach kalt ist. Und ich meine kalt. Richtig, richtig kalt – wie es nur ein Buch sein kann, das in einem sibirischen Arbeitslager spielt.

Ich finde es persönlich sehr faszinierend, wie bestimmte Bücher die unerträglichste Sommerhitze gefrieren können und andere in kalten Nächten das Herz wärmen – und noch faszinierender finde ich, wenn ein und das selbe Buch beides kann. In jedem Fall lösen Bücher, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, etwas in mir aus – gerade weil es nicht unbedingt fiktiver Horror ist, sondern ganz realer, der diesen Effekt besitzt.

Vielleicht bin ich in diesem Fall sehr emotional feinfühlig, weshalb Bücher, die eigentlich nicht gruselig sind, diesen Effekt bei mir haben können. Vielleicht geht es euch allerdings auch ganz genau so wie mir und auch ihr habt schon bei dem ein oder anderen Buch (aus welchen Zusammenhängen auch immer) richtige Gänsehaut bekommen. In jedem Fall: Lasst es mich auch diese Woche wieder mit euren Beiträgen wissen und, mit oder ohne Buch, behaltet diesen Sommer einen kühlen Kopf.

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Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.

  1. Aequitas et Veritas
  2. Mein Senf für die Welt
  3. Blackfairys Bücher
  4. Torsten’s Bücherecke
  5. nellindreams
  6. Corlys Lesewelt
  7. wortmagieblog
  8. Wordworld
  9. Andreas Kück Leselust
  10. Literaturblog von Nomadenseele
  11. Minor Herba
  12. Wortgestalten
  13. Kirsi schreibt
  14. Buchpfote
  15. Grumpelchens Lesewelt
  16. Kiras kleine Leseecke

 

 

 

 

 

* Ich habe das Buch in der deutschen Übersetzung verlinkt, habe selbst allerdings die englische Version gelesen. Ich habe damals eine wahnsinnig schöne Version bei Shakespeare & Company in Paris gekauft, finde sie jetzt allerdings auf Anhieb nicht bei Amazon. Sollte ich dran denken, füge ich ein Bild hinzu, sobald ich wieder in den Niederlanden bin.