Oktober ist jedes Jahr ein sehr anstrengender Monat für mich. Es ist die Ansammlung von Examen, der Herbst, der sich manche Tage entscheidet mehr Winter und manche mehr Sommer zu sein als eine solide Alternative in der Mitte (also, nun ja, Herbst). Die Tatsache, dass das Jahr schon fast vorbei ist, aber eben noch nicht ganz vorbei. Dass noch so viel übrig bleibt, dass der National Novel Writing Month und Weihnachten dazwischen passen, aber so wenig, dass man sich ernsthaft fragt, wo denn bitte schon wieder die Zeit hin ist. Der Oktober ist ein ernüchternder Monat, weil er gleichzeitig alle kuscheligen Aspekte von Nostalgie misst, die der Dezember besitzt, und allen Raum, den die vorhergegangenen Monate noch hatten.
Dieser Monat ist prädestiniert dafür, eine jährliche Torschlusspanik auszulösen. Das Buch, das man eigentlich schon längst in der Überarbeitung haben wollte? Noch nicht fertig. Studienfächer? Kriechen. Tage? Zu kurz. Nächte? Zu kalt. Kann man wirklich mit Gewissheit sagen, dass die Dinge, die man sich in den letzten zehn Monaten durch die Finger gleiten ließ, wirklich jemals fertig werden? Oktober sagt nein. (November und Dezember sagen dann irgendwann auch wieder ja, aber das ist hier jetzt nicht der Punkt.)
Ich bin sonst eigentlich wirklich nicht diskriminierend gegen einen der zwölf Monate (und das, obwohl der Februar mit seiner ständig wechselnden Anzahl an Tagen mich wirklich sehr irritiert), aber heute (Stand Dienstag) mag ich den Oktober nicht. Es ist zu kalt um ohne Jacke raus zu gehen, aber nicht kalt genug, um dann nicht in der Jacke komplett durchzuschwitzen. Ich bin krank. Weil ich krank bin, schleift die Uni. Und in wenigen Wochen sind Examen. Und manchmal schreibe ich Artikel auf der Arbeit, über die ich mich im Nachhinein zähneknirschend beuge, weil „dieses eine Wort, Mensch, das hätte doch besser sein können.“
Oktober ist der Monat der Kleinigkeiten, die der Sommer einen hat vergessen lassen und die man momentan noch nicht mit einem ordentlichen Weihnachts-Koma ertränken kann. Oktober stinkt. Jedenfalls heute. Sogar mit allen guten Sachen, die er bringt, stinkt er.
Ist es per se fair, den Oktober so durch den Kakao zu ziehen und ihn gleich vor der Hälfte so vollkommen abzuschreiben? Nein. Werde ich den Oktober den ganzen Monat über so hassen? Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber heute (Dienstag — dieser Beitrag ist schon etwas älter), war ein schlechter Tag. Oder, eigentlich war es kein gänzlich schlechter Tag — es war ein gemischter Tag. Aber manchmal reicht das schon, um einem den Rest zu geben.
Dienstag war kein guter Tag, weil ich immer noch krank bin, aber langsam zurück zur Uni muss, um Listen abzuarbeiten, die einem auch im klarsten Gesundheitszustand schwindelerregend vorkommen können. Dienstag war kein guter Tag, weil Arzttermine in den Niederlanden sehr awkward für mich sind und ich furchtbare Angst vor Nadeln und für dieses Jahr deshalb jetzt die Nase voll habe von Bluttests. Dienstag war kein guter Tag, weil ich schlechte Rückmeldung für einen alten Artikel bekommen habe und mich eigentlich mehr darüber ärgere, wie sehr ich mich über zwei Kommentare ärgere als über die Kommentare an sich. Dienstag war kein guter Tag, weil ich nicht so viel schaffe wie ich gern schaffen würde und nicht so weit bin wie ich eigentlich schon sein sollte. (Oder denke, sein zu sollen — aber das ist ja noch mal eine ganz andere Geschichte.) Manche Tage sind ein richtiger Dienstag und dies war einer von ihnen.
Man sagt zwar immer, man solle sich nicht an Kleinigkeiten aufhängen und einen guten Tag nicht zu einem schlechten machen. Aber die Wahrheit ist, dass man sich manche Tage trotzdem an Kleinigkeiten aufhängt und dass manche Tage einfach rückwärts laufen. Es gibt schlechte Tage, es gibt schlechte Wochen, schlechte Monate und wenn man ganz viel Pech hat, dann gibt es auch mal schlechte Jahre. Es gibt nicht immer einen Silberstreifen am Horizont, den man fassen kann, wenn sich alles zuzieht. Manchmal ist ein schlechter Tag einfach das: ein schlechter Tag. Aber meistens kommt nach einem schlechten Tag ein besserer.
Mittwoch wird besser. Weil Mittwoch eine gute Freundin zu Besuch kommt. Weil ich einen Tag mehr weiß als ich Dienstag gewusst habe. Weil Artikel gute Rückmeldungen bekommen und ich mich nicht mehr so daran aufhänge, wenn einer mal durchfällt. Mittwoch wird besser, weil wir einen Tag näher sind an Halloween und einen Tag näher am NaNoWriMo und an Weihnachten und einen Tag näher an den guten Tagen, die noch kommen, und den schlechten, aus denen ich sicher irgendetwas lernen kann. Mittwoch wird ein besserer Tag, weil Dienstag in der Vergangenheit liegt.
Es ist natürlich angenehmer ausschließlich die guten Tage zu teilen — aber manchmal muss man auch über die schlechten reden. Selbst wenn sie nicht durch und durch genau das waren. Selbst wenn es Kleinigkeiten sind, die die Suppe mal wieder so richtig versalzen. Selbst wenn man manchmal einfach nur müde ist und krank und sich vor diesem Oktober gern verstecken würde. Man muss über schlechte Tage reden. Nicht ausschließlich, das nennt man Zynismus, aber ab und an muss man mal so richtig meckern. (Mein Freund und ich haben Donnerstag zum offiziellen rant-Tag erkoren, aber es sieht so aus, als würde ich den Donnerstag bereits ein bisschen vorverlegen.) (Heute geht es überraschend viel um Wochentage. Aber ihr versteht hoffentlich, wo ich damit hin will.)
Heute ist Freitag (ja, die Welt ist wirklich verwirrend, wenn man Blogbeiträge an Dienstagen schreibt, die man Mittwoch vor hat zu veröffentlichen und dann bis Freitag aufschiebt, weil man sich nicht ganz sicher ist, ob man den Beitrag jetzt doch veröffentlichen will oder nicht). Freitag wird ein guter Tag. Ich will es nicht beschreien, aber vielleicht ein bisschen heraufbeschwören. Ich bin weniger krank, der Oktober sieht charmanter aus, Dinge, die schleifen, laufen jetzt bereits ein bisschen besser, die schönen Momente sind etwas präsenter als die frustrierenden und so zu Beginn des Wochenendes steht einem das Leben noch offen. Beziehungsweise, eigentlich steht das Leben einem immer offen — aber Freitag Vormittag fühlt es sich auch so an.
Ich weiß nicht, inwiefern dieser Gedankenerguss über die Ups und Downs der Wochentage nachvollziehbar ist. Oder überhaupt interessant. Diese Woche gab es nun vor allem das zu berichten: Es ging bescheiden los und dann wurde es besser. Schlechte Tage funktionieren ganz oft nach diesem Prinzip. Und aus irgendeinem Grund hatte ich seit langer Zeit mal wieder das Bedürfnis, das auch richtig ausführlich aller Welt mitzuteilen. Als würde man einen kathartischen Schrei in die Weiten des Internets herausposaunen, bis durch die Blogs nur noch hallt: „Dienstag, du bist ein prasslicher Wochentag, aber der Rest war ganz okay!“
Und in diesem Sinne: Habt eine gute Restwoche und bessere Dienstage als ich!
P.S.: Ich habe gerade herausgefunden, dass der 19. Mai 1998 (also der Tag meiner Geburt) auf einen Dienstag gefallen ist. Talking about irony!
Oh weh, ich wünsche dir auf jeden Fall einen schönen Samstag und einen schönen Sonntag! Mein Dienstag war total klasse, weil ich zum ersten Mal an einem Lesekreis teilnahm, dafür waren Mittwoch und Donnerstag einfach nur ein wenig trist. Der Freitag ist jetzt wieder besser, weil ich noch Bücher abholen werde 🙂
Übrigens schön, dass du auch am NaNoWriMo teilnimmst!
LikeLike
Ha! Das wünsch ich mir (mal ganz egoistisch :P) auch! Dir aber ebenfalls. Auf dass jeder ein exzellentes Wochenende hat!
Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich dem ganzen dieses Jahr wieder eine Chance geben soll (weil es teilweise wirklich fast unmöglich ist, überhaupt regelmäßig neben der Uni zu schreiben, geschweige denn in den Maßen, die der NaNoWriMo von einem abverlangt), aber ich will es zumindest versuchen. Ich bin nicht auf der offiziellen Seite angemeldet, also ich würde es sowieso nur privat machen — und ob ich währenddessen darüber auf dem Blog berichte, weiß ich noch nicht.
LikeGefällt 1 Person
Geh es einfach locker und mit Spaß an 🙂 Schon 100 Wörter sind besser als keine Wörter 🙂
LikeLike
Das stimmt!
LikeLike