Die Montagsfrage #88 — Warst/bist du in einem Buchclub (oder könntest du es dir vorstellen)?

Hallo meine Lieben und willkommen zurück zur Montagsfrage und zum Juli 2020. Es geht vorwärts mit diesem Jahr — was im Prinzip nur eine komplizierte Art ist zu sagen: Die Zeit fliegt. Momentan sind eigentlich meine Sommerferien in vollem Gange, was heißt, dass ich mitten drin bin, all die Sachen zu machen, die über die letzten paar Wochen und Monate liegen geblieben sind.

Ich klappere also viele offizielle Termine oder Arbeiten ab, die noch vor Beginn des neuen Studiums erledigt werden müssen, telefoniere aber jetzt auch wieder vermehrt mit Freunden, mit denen ich bisher nie Zeit hatte, zu telefonieren. Und eines dieser Telefonate hat mich auf die heutige Montagsfrage gebracht:

Warst/bist du in einem Buchclub (oder könntest du es dir vorstellen)?

Wie bereits erwähnt, habe ich letzte Woche mit einer Freundin telefoniert und, wie das so ist, wenn man sich eine ganze Weile nicht sieht, haben wir über alles Mögliche geredet. Unter anderem über Pläne für das kommende Studienjahr und dabei fragte mich die Freundin, ob ich eigentlich Teil eines Buchclubs in unserer Studentenstadt sei. Bin ich tatsächlich (auch wenn das ein bisschen kompliziert ist, aber dazu kommen wir noch) — und mir ist dabei aufgefallen, dass wir auf dem Blog noch nie so wirklich über Buchclubs geredet haben. Aber mal alles auf Anfang…

Buchclubs sind ein ziemlich altes Konzept, das natürlich schon lang vor dem Buchbloggertum existiert hat. Und wenn man es ein bisschen locker mit der Definition sieht, könnte man fast schon sagen, dass Bloggen und Teil eines Buchclubs sein durchaus miteinander verwandt sein kann (man denke nur mal an Leserunden). Es ist gleichzeitig allerdings ein bisschen schwer abzuschätzen, wie viele Leute, die einen Buchblog haben, tatsächlich auch Teil eines Buchclubs sind. Die zwei Konzepte mögen vielleicht miteinander verwandt sein (oder zumindest beide etwas mit dem Drang, etwas gemeinsam zu lesen, zusammenzuhängen), aber das muss ja noch nicht viel heißen.

Gleichzeitig erleben Buchclubs eine digitale Renaissance, bei der alle möglichen Berühmt- und Berüchtigkeiten momentan ihre eigenen Buchclubs starten. Emma Watson, Reese Witherspoon, auch wenn ich sie niemals selbst geschaut habe, aber Oprah Winfrey. Es gibt YouTube (vor allem aus der Book- und StudyTube-Szene), die Buchclubs zum Leben erwecken. Und von so öffentlichen Buchclubs abgesehen, gibt es sicher in jeder mittelgroßen Stadt mindestens einen, dem man beitreten kann, wenn man denn möchte. Der Buchclub ist also, auch wenn ich nicht abschätzen kann, wie viele Leute wirklich Teil eines Buchclubs sind, ein sehr lebendiges Konzept, mit dem sicher viele von uns, wenn nicht eh bereits Teil von einem, durchaus schon geliebäugelt haben.

Als ich vor einigen (lese: vier, mein Gott, wo ich die Zeit hin?) Jahren in meine Studentenstadt übergesiedelt bin, bin ich einem Buchclub beigetreten. Zum einen, weil ich natürlich gern lese und ein Buchclub eine gute Möglichkeit ist, das etwas regelmäßiger zu tun. Zum anderen, weil ich so etwas schon immer mal ausprobieren wollte, es aber in meinem Heimatdorf keinen Buchclub gab, dem ich hätte beitreten können. Und vor allem, weil ich im Herbst 2016 wirklich dringend (dringend) unter Leute kommen wollte/musste und einen Buchclub eine gute Möglichkeit fand, das zu tun. (Randnotiz an dieser Stelle: Ich habe immer das Gefühl, dass viele Buchblogger eher von Natur aus introvertiert sind. Ich dachte ehrlich gesagt lange Zeit auch, dass ich eher introvertiert sei. Über die Jahre hat sich allerdings ziemlich deutlich herauskristallisiert, dass ich ziemlich extravertiert bin, was im Prinzip heißt, dass ich regelmäßig sehr intensive Zug-Gespräche mit Sitznachbarn habe, viele meiner Freunde durch irgendwelche Seminare oder Clubs oder einfach nur als Sitznachbarn in Cafés kennengelernt habe — was meine introvertierte beste Freundin beides im Übrigen sehr faszinierend findet — und vollkommen durchdrehe, wenn ich länger als zwei Tage keinen direkten menschlichen Kontakt habe. Weshalb es damals für mich ziemlich schwer war, das erste Mal in meinem Leben allein irgendwo zu wohnen, ohne regelmäßig Leute zu sehen — also, Idee: Buchclub.)

Ich glaube, ich war das letzte Mal Anfang 2017 bei diesem Buchclub dabei — es war also, zugegebener Weise — keine langfristige Aktion. Obwohl ich sie überlege im neuen Studienjahr wieder aufzunehmen (der Buchclub existiert nämlich noch, ich folge der Facebook-Gruppe und er hat mir durchaus Spaß gemacht). Damals habe ich aufgehört, weil es sich für einige Monate zeitlich mit etwas anderem überschnitten hat und, danach, weil es mir physisch und psychisch ziemlich schlecht ging und mich in diesem Zustand unter semi-fremden Leuten nicht mehr wohlgefühlt habe.

Mittlerweile bin ich wesentlich angekommener in meiner Stadt und es geht mir physisch und psychisch gut. Natürlich beginnt nächstes Jahr ein neues Studium, weshalb ich nicht allzu viele Pläne machen will, weil ich erst einmal diesen Teil meines Lebens balancieren muss, jetzt, nach meinem fast ein-jährigen akademischen Hiatus. Aber es würde mich wirklich reizen, dem Konzept Buchclub in Zukunft doch noch mal eine Chance zu geben. Es hat mir, während ich an ihm teilgenommen habe, damals sehr viel Spaß gemacht und die Leute waren sehr nett. Ganz davon abgesehen, dass die anderen Teilnehmer des Buchclubs durchschnittlich fünfzehn bis zwanzig Jahre älter als ich waren, was interessant ist, weil ich sonst privat und außerhalb der Familie eher selten mit Leuten zusammenkomme, die an einem so radikal anderem Moment in ihrem Leben stehen als ich — und so etwas ja im Prinzip nur gut dafür sein kann, ein bisschen aus dem eigenen Trott und der eigenen Perspektive herauszukommen.

Aber wir werden sehen, ob es in den kommenden Monaten wirklich etwas mit mir und dem Buchclub wird. ’Wenn du hingehst, komm ich auch mit’, sagte meine Freundin letztens am Telefon, als wir über den Club weiter geredet haben. Und ja, wenn sich mein Alltag wieder mehr eingependelt hat, wieso eigentlich nicht diese alte Tradition wiederbeleben?

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