Die Montagsfrage #123 – Gibt es Bücher, bei denen sich eure Meinung über sie beim Nochmals-Lesen vollkommen geändert hat? (inspiriert von Literarische Abenteuer)

Hallo meine Lieben und willkommen zurück zu einer neuen Woche und – ihr erahnt es bereits – neuen Montagsfrage. Ich werde ganz ehrlich mit euch sein, aus meiner letzten Woche hätte man ungefähr zwei Wochen machen können… Oder drei. Katze für Notfall in die Tierklinik. (Glücklicherweise alles noch mal gut gegangen, aber trotzdem sehr viel Stress.) Prüfungen, die immer näher rücken. Deadlines, die eingehalten werden müssen. Letzte Vorbereitungen vor dem Sommer, damit wir dann endlich nach über einem Jahr die Familie meines Freundes wiedersehen können.

Und zu allem Überfluss hat sich nun auch noch ein schwarzer Schatten (oder eine Art durchsichtige Leiste, ich weiß wirklich nicht, wie ich es besser beschreiben soll) unten an meinen Visuellen Editor bei WordPress gelegt, der es zunehmend schwieriger macht, den Beitragstext zu lesen, den ich gerade schreibe und ich habe keine Ahnung, was genau das ist, wieso es plötzlich hier auftaucht und – vor allem – wie ich es wieder wegbekomme. (Vielleicht hat jemand von euch ja eine Idee?)

In jedem Fall hoffe ich, dass zumindest diese Woche etwas besser wird als die letzte war. Und das ihr eine bessere Zeit hattet als ich während meiner ersten (vollen) Juni Woche. Ich danke in jedem Fall der lieben Sandra von Literarische Abenteuer für den Anstoß, der zur heutigen Montagsfrage geführt hat. Ich hoffe, ihr habt Spaß bei der Beantwortung:

Gibt es Bücher, bei denen sich eure Meinung über sie beim Nochmals-Lesen vollkommen geändert hat? (inspiriert von Literarische Abenteuer)

Ich bin tatsächlich ein Eher-Selten-Nochmals-Leser, weshalb die Antwort zu dieser Frage bei mir diese Woche wohl eher spärlich ausfallen wird. (Spoiler: Sie fiel nicht spärlich aus.) Über viele Jahr hinweg habe ich grundsätzlich Bücher nie noch mal gelesen (einfach weil es so viel zu lesen gibt und ich immer etwas Neues entdecken wollte, wenn ich gelesen habe). Desto älter ich allerdings werde, desto mehr haben sich Comfort-Bücher in mein Leben eingeschlichen, die ich tatsächlich von Zeit zu Zeit noch mal lese.

Gerade die Harry Potter-Reihe (wie mehr oder weniger aufmerksame Leser dieses Blog bereits wissen) habe ich deshalb jetzt schon ein paar Mal komplett durchgelesen und dabei tatsächlich in mancher Hinsicht eine andere Einstellung zu den Büchern entwickelt. Als ich die Bücher das erste Mal gelesen habe (bzw. als mir die Bücher das erste Mal vorgelesen wurden), war ich sechs oder sieben Jahre alt und wenn man allein das in Betracht zieht, wäre es schon sehr komisch, würde ich mehr als fünfzehn Jahre später immer noch die selbe Einstellung zu Harry Potter besitzen, die ich damals hatte.

Natürlich bin ich gewissen Aspekten (und vor allem gewissen Darstellungen in den Büchern) gegenüber wesentlich kritischer geworden. Ist mir als Grundschülerin nichts Verkehrtes mit dem Namen „Cho Chang“ aufgefallen und schüttle ich mittlerweile jedes Mal den Kopf, wenn ich ihn lese? Ja. Natürlich. Fällt es mir mittlerweile auf, dass bestimmte Charaktere (unter anderem Lupin und Sirius, genauso wie Dean and Seamus) offensichtlich queer-coded sind, aber alle als heterosexuell dargestellt werden? Absolut. Versuche ich bis heute zu verstehen, wieso Goblins die Bank operieren und keine Zwerge, was sowohl mythologisch mehr Sinn gemacht hätte, und nicht borderline-antisemitisch gewesen wäre? Ja. Viel zu oft. Ja. Macht das politische System Sinn? Nein. Ist das meinem Prä-pubertären Ich aufgefallen? Natürlich nicht.

Harry Potter war ein essentieller Teil meiner Kindheit und Jugend und wird immer ein essentieller Teil meiner Kindheit und Jugend bleiben. Aber ich bin kein Kind und auch keine Jugendliche mehr – und deshalb sehe ich nicht nur, welche Aspekte der Bücher nicht perfekt, sondern schlichtweg problematisch sind. Die Reihe hat maßgeblich zu meinem eigenen Schreiben beigetragen und ist enorm nah an meinem Herzen. Wünschte ich manchmal, sie wäre besser oder J.K. Rowling hätte zumindest irgendetwas aus ihren Fehlern gelernt, statt an ihrer „Perfektion“ festzuhalten. Natürlich. Aber die Wahrheit ist, Harry Potter ist keine perfekte Reihe – und J.K. Rowling ebenfalls nicht. Nicht auf menschlicher Ebene und auch nicht als Schriftstellerin. Und das ist mir definitiv beim erneuten Lesen der Reihe aufgefallen und hat meine Perspektive auf sie maßgeblich verändert.

Vielleicht sollte einem das in gewisser Weise Angst machen, die Bücher seiner Kindheit noch einmal zu lesen – weil man sich jedes Mal der Möglichkeit stellen muss, zu entdecken, dass Bücher, die man irgendwann sehr geliebt hat, den Test der Zeit nicht gut überstanden haben. Aber im Prinzip wäre die Angst vor der Veränderung einer Perspektive lächerlich. Ich würde lieber feststellen, dass ich als Mensch gewachsen bin und mittlerweile kritischer lese, als weiter Bücher zu idolisieren, die schlichtweg Fehler haben, die ich zu feige wäre zu finden.

Ich könnte über dieses Thema einen ganzen Roman an Beitrag schreiben, aber ich denke, dass ich es an dieser Stelle erst einmal dabei belasse (sonst driftet das hier zu weit ab). (Und so viel zum Thema „Ich werde darüber sicher nicht viel zu sagen haben.“) Um es kurz zu fassen: Es gibt definitiv Bücher, bei denen sich meine Perspektive beim Nochmals-Lesen verändert hat. Vollkommen verändert vielleicht nicht, weil „vollkommen“ ein recht radikales Wort ist und ich ja (offensichtlich) immer noch eine gewisse Affinität mit den Harry Potter-Büchern besitze. Aber verändert, in jedem Fall.

Aber wie sieht das bei euch aus? Habt ihr Bücher, auf die ihr eine vollkommen (oder zumindest etwas) veränderte Perspektive bekommen habt, nachdem ihr sie noch mal gelesen habt? Ich freue mich auf eure Antworten auf diese spannende Frage – und danke Sandra, dass sie den Anstoß für sie gegeben hat.

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Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.

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