Die Montagsfrage #3 – Leseflauten?

Nach einigen recht stressigen Reisetagen melde ich mich aus dem (jedenfalls bis jetzt) doch recht entspannten Urlaub mit Freund und Schwiegerfamilie. Im Moment ist es ja recht schwierig irgendetwas zu machen, das rausgehen oder bewegen beinhaltet, deshalb sind meine primären Aktivitäten im Moment das Im-Schatten-Bleiben und Bloß-Nicht-Zu-Viel-Machen. In Gedanken an jeden, der momentan in einer Dachgeschosswohnung oder einem nicht-klimatisierten Büro sitzt – oder der, wie viele Leute momentan, nicht man drin sein kann, sondern auf einer Baustelle schuften muss, die aus irgendeinem Grund auch bei über 30 Grad im Schatten Leute in Arbeitskleidung körperlich in der Sonne arbeiten lässt. Versteh dieses kaputte System wer will.

Ich war jetzt schon einige Wochen nicht bei der Montagsfrage dabei, einfach weil ich meine letzte Arbeit vor der Sommerpause noch fertig bekommen musste und darüberhinaus auch mein halb-totes Sozialleben reanimieren. Und ich habe vor ein paar Wochen Stardew Valley heruntergeladen – das hat ehrlich gesagt auch nicht unbedingt geholfen. Heute bin ich jedenfalls wieder dabei (nächste Woche steht noch etwas in den Sternen, ich bin für eine Hochzeit in Rumänien und gehe einfach davon aus, dass ich deshalb eine Woche von einem neuen Land abgelenkt durch die Gegend irren und alles andere vergessen werde). Diese Woche fragt Sophia jedenfalls nach dem allbekannten Graus jedes Bücherwurms: Der Leseflaute.


Wie geht ihr mit Leseflauten und lesearmen Zeiten um?


Die Antwort darauf ist eigentlich ganz simpel: Ich lasse sie passieren. Ich weiß, ich muss das bestimmt hundert Mal in jedem Post auf diesem Blog erwähnen, aber ich lese recht viel für mein Studium. (Wer hätte es gedacht als jeder Geschichts-Student einem vor dem Studium gesagt hat, dass man wirklich gern lesen sollte, wenn man Geschichte studieren will? Crazy) Dann ist die Uni-Lektüre fertig gelesen, da gehst du ins Büro und liest und schreibst den ganzen Tag Artikel. Und dann hat man am Wochenende ein bisschen Zeit, also setzt man sich in ein Café und liest und schreibt den ganzen Tag am Manuskript. Wenn ich also nach all diesen Texten abends nach Hause komme, will ich manchmal einfach nicht lesen. Ganz oft will ich mich einfach mit dem Laptop aufs Bett setzen und ein oder zwei Folgen irgendeiner The Real Housewives Staffel anschauen und dabei die Kommunikationspraktiken fremder 50-jähriger Frauen mit meinem Freund psychoanalysieren. Und das ist in Ordnung.

Ich habe vor einigen Jahren aufgegeben, irgendeinen Anspruch daran zu stellen, was ich in meiner Freizeit mache. Ich will mich danach besser fühlen und ein bisschen entspannen. Für alles andere fehlt mir ganz ehrlich gesagt einfach die Energie. Und wenn mir gerade nicht nach lesen ist, dann lese ich nicht. Und wenn mir nach lesen ist, aber das Buch, das ich gerade lese, irgendwie nicht fetzt, dann lese ich ein anderes. Ich habe keine To Do-Listen abzuarbeiten und ich muss niemandem etwas beweisen – ich lese gern, aber manchmal lese ich privat ganze Wochen oder sogar Monate nichts. Die Lust kommt irgendwann zurück – meistens wenn es ein bisschen ruhiger wird – und dann lese ich schon wieder mehr.

Momentan bin ich im Urlaub, habe also generell mehr Lust zu lesen (weil mehr Zeit) und lese deshalb auch wieder recht regelmäßig. (Es hilft übrigens auch, dass ich momentan ein sehr gutes Buch – On Earth We’re Briefly Gorgeous von Ocean Vuong – lese.) Natürlich wünsche ich mir manchmal, dass ich im September endlich aufhören werde, Real Housewives zu schauen und stattdessen um fünf aufstehen, eine halbe Stunde Yoga machen und dann zweihundert Seiten irgendeines russischen Weltklassikers lesen werde, während ich an meinem Matcha Tea Latte sippe und mit perfekter Frisur um acht an der Uni ankomme, um den ganzen Tag super produktiv und gut gelaunt zu sein. Realistisch betrachtet passiert das aber nicht. Und ich habe wirklich keine Lust, mich deshalb fertig zu machen. Ich tue generell, was ich kann – und wenn das eben nicht fünf Bücher im Monat lesen ist, dann ist das halt manchmal so.

Manchmal passiert es mir allerdings, dass ich richtig Lust auf Lesen habe und trotzdem einfach nicht wirklich reinkomme. Wenn wir es also mit einer Leseflaute trotz Lesewille zu tun haben, dann versuche ich – das ist jetzt nun wirklich nicht der heißeste Tip dieses Sommers, aber hier ist er trotzdem – etwas zu lesen, auf das ich richtig Lust habe. Wie oben bereits gesagt: Wenn ich in ein Buch nicht reinkomme, fange ich ein anderes an. Wenn ein Genre gerade nicht klappt, dann wird es eben ein anderes. Wenn ich gerade nichts super Tiefgründiges lesen kann, dann lese ich halt etwas Leichtes. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann gibt es da draußen so viele Fanfictions, bei denen man sich nicht einmal an neue Charaktere gewöhnen muss. So sieht jedenfalls meine Devise aus – kurz gefasst: Es bringt nichts, sich zu etwas zu zwingen, wenn es um Freizeitbeschäftigungen geht – vor allem, wenn es um Freizeitbeschäftigungen geht – aber manchmal hilft es schon, einen anderen Kurs mit der Lektüren-Auswahl anzusteuern.

Wollt ihr ebenfalls an der Montagsfrage teilnehmen und eure eigene Antwort dazu abgeben, wie am besten mit einer Leseflaute umzugehen ist? Dann werft einen kurzen Blick zur aktuellen Montagsfrage bei Wordworld – und vielleicht gleich ein bisschen weiter auf Sophias Blog, wo die Montagsfragen jede Woche Montag veröffentlicht werden.