Top Ten Thursday #1 – Wunschliste?

Ich muss ganz ehrlich sein, ich könnte euch wirklich nicht sagen, wann ich das letzte Mal an einem Top Ten Thursday von Weltenwanderer teilgenommen habe. Wahrscheinlich war mein Blog da noch bei Blogspot und ich in der Oberstufe – anders ausgedrückt: Es ist jetzt schon ein paar Jahre her. Heute bin ich allerdings auf Twitter (hier geht es zu meinem Account für alle die, die dort gern mal rein-stalken wollen) wieder auf die Aktion gestoßen und konnte an diesem Thema einfach nicht vorbei. Ich vergesse manchmal, wie sehr ich Listen liebe – vor allem, wenn es um zukünftige Buchkäufe geht, die ich tatsächlich momentan versuche, zu unterbinden – sonst gerät das alles hier einfach ein bisschen zu sehr außer Kontrolle mit den Buch-Akquisitionen. Aber heute kann ich wenigstens beim Top Ten Thursday über meine momentanen Wunsch-Neuzugänge sprechen – und das ist ja schließlich auch was, denn Alexandra fragt heute:

Welche Bücher sind in den letzten Wochen auf deiner Wunschliste gelandet?

Nummer 1: What Remains: A Memoir of Faith, Friendship and Love von Carole Radziwill
Ich habe zu Beginn meines Geschichts-Studiums (also jetzt schon vor fast zwei Jahren) angefangen, The Real Housewives Franchise zu schauen. Ich weiß, ich weiß – aber hear me out. Mein Freund und ich arbeiten, bzw. studieren beide in sehr akademischen Feldern, wo viele Fachtexte gelesen werden, viel Theorie besprochen wird und sich, um es mal kurz zu fassen, Akademiker den ganzen Tag darüber streiten, ob jetzt dieser Satz nicht doch ein bisschen klarer formuliert werden könnte oder diese Fußnote nicht doch noch diese Quelle mit hätte berücksichtigen können. (Wir könnten uns an dieser Stelle nun auch darüber streiten, wie notwendig so etwas ist, aber das ist mir dann doch heute Morgen ein bisschen zu viel des Guten.)

Nun habe ich zu Beginn meines Studiums festgestellt, dass es eine der kleinen Freuden meines Lebens ist, nach einem langen Tag nach Hause zu kommen, eine Käseplatte fertig zu machen und Ramona Singer und Sonja Morgan dabei zuzusehen, wie sie sich auf jedem RHONY Auslands-Trip das beste Hotelzimmer krallen als wäre es eine Frage von Leben und Tod. Die Housewives Franchises sind unheimlich unterhaltsam, man bekommt genau das, was man wollte (verrückte Frauen kurz vor oder während der Menopause) und ob man sich nun zu gut für Reality TV hält oder nicht, kann nicht abgestritten werden, dass die Housewives Franchises einen unheimlichen kulturellen Einfluss hatten, in den Jahren, die sie nun schon ausgestrahlt wurden.

Das ist in jedem Fall eine lange Hintergrundgeschichte um zu sagen: Eine der New York Housewives ist Carole Radziwill, ehemalige Journalistin und Buchautorin, die über den Tod ihres Mannes, Anthony Radziwill (Sohn von Lee Radziwill, der Schwester von Jacky O), geschrieben hat. Ich mochte Carole sehr als sie noch bei New York dabei war und habe während der Show das erste Mal von ihrem Buch What Remains gehört. Als ich im April Corona hatte, habe ich die ersten Seiten in einer Online-Leseprobe reingelesen und war schwer beeindruckt wie Carole ihre Geschichte von Krankheit und Verlust mit dem Tag ihrer Hochzeit beginnt. Im April war das Buch ein bisschen zu harter Tobak für mich, weshalb ich mich dazu entschieden habe, es doch erst Mal auf die Liste zu setzen, statt gleich das ebook zu kaufen – aber seitdem steht es recht oben auf der Liste und ich glaube, dass es ein wirklich gutes Buch ist, das mir sehr gefallen wird, wenn ich es denn erst einmal lese.

Nummer 2: Daisy Jones and the Six von Jenkins Reid Taylor
Auch auf meiner Liste seit meiner Corona-Woche im April. Ich habe bereits (wie wahrscheinlich 90% aller Buchblogger) The Seven Husbands of Evelyn Hugo gelesen – ebenfalls von Taylor – und mochte das sehr. In meiner Vorstellung ist Daisy Jones and the Six ein bisschen Almost Famous in Buchformat, was sich wie eine sehr verlockende Kombination anhört. Als ich vor zwei Wochen in Bucharest war, hatte ich das Buch bereits in der Hand, habe mich dann aber (zugunsten zwei anderer Bücher) gegen den Kauf entschieden. Bei einem bereue ich es jetzt ein bisschen, da ich etwas mehr davon erwartet hatte und es sich dann als etwas langweilig entpuppt hat – aber in jedem Fall steht Daisy Jones immer noch auf meiner Liste und wird wahrscheinlich angeschafft, das nächste Mal wenn ich mal wieder eine 70s/Almost Famous Lust entwickle.

Nummer 3: Hidden Valley Road: Inside the Mind of an American Family von Robert Kolker
Ich müsste jetzt lügen, wenn ich sagen würde, seit wann dieses Buch schon auf meiner Lese-/Anschaffungs-Liste steht. Eine Weile, heißt: Über ein Jahr, wäre wahrscheinlich die genaueste Zeitangabe, die ich geben könnte. Das Buch erzählt die Geschichte einer Familie, bei der sechs der zehn Söhne bis in die 1970er Jahre hinein mit Schizophrenie diagnostiziert wurden. Es ist in diesem Sinne eine psychologische/psychiatrische Case Study, auf die ich gestoßen bin, während ich für mein Forschungsprojekt recherchiert habe (ganz am Anfang, noch bevor ich überhaupt wusste, in welche Richtung es gehen sollte).

Das Buch hört sich super interessant an, aber es ist auch so eine Sache (wie im Prinzip ja jedes Buch, wenn man so darüber nachdenkt), auf das man wirklich Lust haben muss. Ich recherchiere momentan in eine ganz andere Richtung im Feld der Psychiatrie-Geschichte und habe damit alle Hände voll zu tun – also muss dieses hier noch eine Weile warten. Aber es steht definitiv auf meiner Liste.

Nummer 4: Empire of Pain: The Secret History of the Sackler Dynasty von Patrick Radden Keefe
Empire of Pain steht auch schon länger auf meiner Liste (wahrscheinlich habe ich es um die selbe Zeit gefunden wie Hidden Valley Road), aber gerade nachdem ich vor einigen Wochen On Earth We’re Briefly Gorgeous von Ocean Vuong gelesen habe, ist es wirklich wieder auf meinen Radar gerückt. Die Sackler Dynastie – für alle, die es nicht wissen – ist die Familie, die Oxycontin auf den Markt gebracht und damit die Opium-Krise (und damit wiederum auch den War on Drugs in Amerika) ausgelöst und angefeuert hat, während sie Millionen (wahrscheinlich Milliarden) an Gewinnen mit diesem Schmerzmittel gemacht haben, von dem Millionen heute schwer abhängig sind.

Ich finde generell die Wissenschaftsgeschichte rund um Chemie sehr interessant (wer sich dafür interessiert, dem kann ich wärmstens die Bücher von Thomas Hager ans Herz legen – vor allem The Alchemy of Air war ein tolles Buch und ich bin praktisch nur so durch die Seiten geflogen) und würde wirklich gern mehr über die Geschichte von Opiaten wissen (bisher beschränkt sich mein Wissen auf alles, was in Heilmittel, Partydroge, Teufelszeug: Die unglaublichen Karrieren der zehn wichtigsten Wirkstoffe der Welt, ebenfalls von Thomas Hager, steht – und das reicht mir noch nicht ganz). Deshalb denke ich, dass dieses Buch die perfekte Lektüre wäre – hätte ich denn momentan Zeit dafür und nicht schon einen ganzen Stapel an ungelesenen Büchern Zuhause.

Nummer 5: Meine geniale Freundin von Elena Ferrante
Mit Meine geniale Freundin bin ich wahrscheinlich ein bisschen spät zur Party gekommen (soweit ich weiß existiert mittlerweile sogar schon eine Fernsehserie zu Ferrantes Neapolitanischer Saga), aber es ist auch ein Buch, auf das ich schon lange neugierig bin. Ich weiß nicht genau wieso, aber Meine geniale Freundin fühlt sich für mich irgendwie wie ein Sommer-Buch an (vielleicht wegen der Neapel-Verbindung? In Neapel ist gefühlt immer Sommer.), deshalb glaube ich, dass ich es als Sommer-Lektüre 2022 knapp verpasst habe. Aber wer weiß, vielleicht lesen sich Sommer-Bücher ja eigentlich am besten im Winter, wenn man der Kälte mal wieder so richtig entkommen will? (Im Moment ist Kälte ja generell kein Problem, das irgendjemand in Europa hat – eher das Gegenteil.)

Nummer 6: Grief Is The Thing With Feathers von Max Porter
Dieses Buch und seine Beschreibung habe ich das erste Mal Anfang Mai in einer Instagram-Story gesehen und fand den Ansatz der Geschichte sehr interessant. Wie bereits ausführlich in diesem Beitrag erwähnt, versuche ich momentan ein bisschen meinen Buch-Konsum unter Kontrolle zu halten und zu lesen, was wir Zuhause haben (sonst werden meine Regale immer höher und ich werde arm, aber nicht belesener). Aber wenn ich denn endlich mal wieder auf Buch-Shopping-Tour gehe und nach einem düster-magischen (? So hört es sich jedenfalls an, wenn man die Beschreibung liest) Roman suche, dann wird es eventuell dieser hier.

Nummer 7: Insomnia: Nachtgedanken von Ivo Andrić
Ein Buch über – wie der Titel bereits verrät – Insomnie, dass ich vor einiger Zeit auf Instagram gesehen und dort als Erinnerung abgespeichert habe. Ich schreibe momentan selbst ein Buch, in dem einer der Charaktere unter Magie-bedingter Insomnie leidet und Schlaf generell eine recht große Rolle spielt – deshalb interessiert mich immer sehr zu lesen, wie und was andere Autoren über Träume, Schlaf und Schlaflosigkeit schreiben. (Vor einigen Jahren habe ich zu diesem Thema Night Walks von Charles Dickens gelesen, eine Essay-Sammlung, die – wenn ich mich jetzt nicht irre – erst vor Kurzem im Englischen herausgegeben wurde. In jedem Fall war das Buch nicht der absolute Hammer und ich würde gern mehr über dieses Thema lesen, vielleicht mit einem etwas glücklicheren Griff beim nächsten Mal.)

Bei dieser Art von Büchern – den Essay-ischen, ihr wisst, was ich meine – finde ich, dass es immer eine dünne Linie zwischen poetisch und überkandidelt gibt. Und manchmal bin ich mir beim ersten Lesen eines Buches selbst nicht ganz sicher, was von beidem es nun eigentlich ist. Deshalb muss ich wirklich in der Stimmung dazu sein, mich auf ein bisschen überkandidelt einzulassen, ohne dabei enttäuscht zu werden. Aber wer weiß, vielleicht ist dieses Buch ja ein wirklich guter Griff.

Nummer 8: The Cat Who Saved Books von Sosuke Natsukawa
Von diesem Buch habe ich das erste Mal in einem TikTok-Video über Magical Realism for Beginners gehört. Ich mag die Idee von Magical Realism als Genre, aber bisher habe ich noch nicht viele Bücher in diese Richtung gelesen – und die, die ich gelesen habe, haben mich aufgrund verschiedener Gründe noch nicht hundertprozentig überzeugt. Ich mag den Alchemisten (weil ich basic bin, ja ja, ich weiß), aber mit Haruki Murakami bin ich zum Beispiel noch nicht so richtig warm geworden. Irgendwann beende ich Kafka am Strand und vielleicht gehe ich dann ein bisschen ins Detail, aber bisher denke ich, dass er als Autor (so sehr ich ihn auch wirklich, wirklich mögen will) etwas zu sehr gehyped ist.

Deshalb will ich noch mal in ein paar andere Bücher in diesem Genre reinschnuppern, einfach um zu sehen, ob ich vielleicht doch noch Glück habe und ein bisschen wärmer mit ihm werde. (Also wer noch ein paar mehr Tips in diese Richtung hat die NICHT Hundert Jahre Einsamkeit sind, darf sie gern dalassen.)

Nummer 9: I Want to Die but I Want to Eat Tteokbokki von Baek Sehee
Ich bin das perfekte Beispiel dafür wie einfach man jemanden durch Social Media manipulieren kann. Nein, wirklich. I Want to Die but I Want to Eat Tteokbokki ist momentan gefühlt jedes zweite TikTok-Video auf meiner For You Page und ich fühle mich jetzt schon hingezogen, es zu bestellen und zu lesen. Und zwar nicht nur, weil RM von BTS denkt, dass es ein gutes Buch ist.

Momentan denke ich allerdings, dass ich mit der Bestellung dieses Buches noch ein bisschen warte – einfach weil ich gerade nicht in einer Stimmung für ein Buch über Depressionen bin. „Bist du irgendwann mal in der Stimmung für ein Buch über Depressionen?“, könnte man an dieser Stelle natürlich fragen. Und die Antwort darauf wäre „Ja!“ Nur eben nicht im Moment. Man muss die traurigen Bücher dosieren – und ich bin momentan immer noch dabei, On Earth We’re Briefly Gorgeous zu verkraften (sehr empfehlenswert! Ich kann es nicht oft genug erwähnen).

Nummer 10: The Many Deaths of Laila Starr von Ram V und Filipe Andrade
Das letzte Buch auf meiner Liste ist tatsächlich etwas anders als die anderen – aber ich habe davon auch das erste Mal auf TikTok gehört. Es ist ein Comic Buch, in dem dem Tod gekündigt wird, nachdem ein Baby geboren wird, das eines Tages Unsterblichkeit erfinden wird. Das allein ist bereits ein gutes Set Up, mit dem man mich praktisch sofort in der Tasche hat (der Tod als Protagonist ist, das scheint mir fast ein universelles Gesetz zu sein, ist immer ein guter Protagonist).

Ich habe wirklich nicht sehr viel Erfahrung mit Comics und Graphic Novels, aber in letzter Zeit habe ich darauf immer mehr Lust darauf und hoffe, dass ich in Zukunft ein bisschen mehr in diese Richtung lesen kann, einfach weil es da noch eine komplette literarische Welt gibt, von der ich noch kaum etwas weiß.


So. Nach diesem nun doch recht ausführlichen Beitrag bin ich nun am Ende meiner Wunschliste angekommen. Es ist wahrscheinlich so eine Liste, die komplett anders wäre, würdet man mich morgen danach fragen oder nächste Woche Dienstag oder in zweieinhalb Monaten. Meistens wandere ich tatsächlich einfach in einen Buchladen und komme mit einem Roman oder einer Graphic Novel oder einer Poesiesammlung heraus, die ich schon länger im Blick hatte – oder die mich aus irgendeinem Grund einfach in diesem Moment sehr angesprochen hat. Ich bin ein massiver Impuls-Käufer (was nicht immer schlecht ist, aber leider dazu führt, dass ich momentan viel zu viele Bücher für proportional viel zu wenig Stunden im Tag besitze).

Ein anhaltender Trend auf meiner Wunschliste, der sich wahrscheinlich so schnell nicht ändern wird, ist, dass ich in Zukunft wirklich gern mehr in die Graphic Novel/Comic-Richtung lesen möchte. Ich wandere in letzter Zeit tatsächlich vermehrt in die Abteilungen der Buchhandlungen, die diese Bücher beinhalten, und sehe da häufig eine ganze Reihe an Büchern, die ich gern alle auf der Stelle mit nach Hause nehmen möchte. Aber ein Schritt nach dem anderen, erst muss ich im Herbst mal meine Stromrechnung bezahlen, also werden es in nächster Zeit keine großen Anschaffungen neuer Buch-Sammlungen.

Aber wie sieht das bei euch aus? Welche Bücher stehen auf eurer Wunschliste? Ihr findet diese Liste (und viele weitere) auf Alexandras Blog Weltenwanderer – schaut doch auch mal vorbei!