Noch genau eine Woche bis Weihnachten und zwei bis zum Ende des Jahres 2018. Abgesehen von ein bisschen Schnee gestern Nacht (bereits geschmolzen) und einer unfassbaren Menge an Lichterketten in der Innenstadt (sehr schön), fühlt es sich wirklich noch gar nicht danach an. Eine letzte Paper-Deadline gilt es zu halten und eine Woche Arbeit liegt noch vor mir, dann geht es in die Ferien — mehr oder weniger. Januar ist ja Klausurenmonat. Und außerdem ziehe ich um. Herrje, das neue Jahr hat noch nicht begonnen, da rennt die Zeit schon wieder weg.
Ja, die Zeit verflüchtigt sich. Genau wie — Achtung, mittelmäßige Überleitung — die noch geschlossenen Türchen meines Schokoladen-Adventskalenders. Was nur Sinn macht, wir haben ja gerade festgestellt, dass noch genau eine Woche bis Weihnachten bleibt. Wieso genau leite ich so auffällig unauffällig zur Thematik ’Adventskalender’? Tja, jene unter euch, die die Überschrift gelesen haben, werden vielleicht schon eins und eins zusammengezählt und kombiniert haben, dass es heute bei der Montagsfrage ganz und gar um literarische Adventskalender geht.
Literarische Adventskalender?
Diese zwei Worte machen natürlich eigentlich keine Frage (dazu fehlt – aus grammatikalischer Sicht allein – generell das Verb), aber sie setzten definitiv die Thematik fest. Ich habe es heute bewusst so vage gehalten, weil es eine ganze Menge Fragen gibt, die man unter dieser einen hier zusammenfassen könnte: ’Sind literarische Adventskalender notwendig?’ zum Beispiel, oder: ’Habt ihr einen literarischen Adventskalender?’, ’Was ist der literarische Adventskalender, den die Welt wirklich braucht?’ und ’Bin ich die einzige Person, die eine exponentielle Zunahme an literarischen Adventskalendern in Buchläden im Verlauf der letzten drei Jahre bemerkt hat? Wo kommt dieser Trend her? Wie viele Menschen kaufen literarische Adventskalender? Wieso denke ich so viel über literarische Adventskalender nach? Was ist hier los?’ — Literarische Adventskalender also zusammengefasst. Ein Thema, das für mich sehr viele Fragezeichen beinhaltet. Und das nicht nur, weil mich momentan alles fasziniert, das nicht mein Research Paper (Deadline Freitag) ist.
Ich habe mir vor einigen Jahren (drei oder vier, wenn ich mich nicht irre) einen literarischen Adventskalender mit Zitaten und Geschichten rund um Heinrich Heine zugelegt. Jeder, der mich kennt, weiß, I’m a sucker for Heine. Ich sehe also Heinrich Heine — vor allem in der Vorweihnachtszeit, wenn alle Anti-Konsum-Regeln schon Mitte Oktober über Bord gegangen sind — und ich kaufe. Heine Adventskalender also gekauft. Damals, Vorweihnachtszeit von 2014 (nagelt mich nicht drauf fest, aber ich glaube, es war 2014) und jedes Jahr vergesse ich, dass ich diesen Kalender besitze. Seit vier Jahren steht er jetzt schon in meinem Regal und ich gelobe mir jedes Jahr aufs Neue: Nächstes Jahr denke ich dran, nächstes Jahr füttere ich meinen Geist zur Vorweihnachtszeit. Er staubt nicht wieder ein Jahr lang im Regal ein.
Mit Schokolade passiert mir das natürlich nie. Die Schokolade im Adventskalender ist im Dezember das einzige, was mich Morgens aus dem Bett bewegt. Aber Heinrich Heine, so sehr ich ihn auch liebe, wird vehement vergessen. Ich bin ein sehr simpler Mensch zum Ende des Jahres hin. Ich esse Schokolade, ich schleife mich zur letzten Deadline durch und gelobe Besserung im nächsten Jahr. Literarische Adventskalender sind also, so toll sich die Idee im Buchladen auch anhört, nicht die beste Entscheidung — zumindest für mich persönlich. Natürlich lese ich im Dezember, aber es gibt meist so viel zu klären, dass ich nicht jeden Tag lese — und wenn ich dann doch mal Zeit habe, bitte, dann höre ich bestimmt nicht nach zwei Seiten auf, sondern gehe in die Vollen. Versteht das irgendjemand? Die unpraktischen Seiten, die mich seit Jahren von intellektueller Erfüllung mit meinem Heinrich Heine Adventskalender in der Vorweihnachtszeit abhalten? Namentlich: Bequemlichkeit und die Tatsache, dass Schokolade sehr angenehm ist?
Und doch sehe ich, wie bereits erwähnt, dass der Haufen mit weihnachtlichen Geschichten und Erzählungen (und eben auch besagten literarischen Adventskalendern) in den letzten Jahren immer mehr zugenommen haben. Gibt es also wirklich einen Mark dafür? Gibt es viele Erwachsene, die sich denken ’Hey, anstatt meines Schokoladen-Adventskalenders, lese ich dieses Jahr jeden Tag ein Zitat von Mark Twain?’ — das interessiert mich wirklich. Ist der literarische Adventskalender eine Ausgeburt der überhaupt zunehmenden Adventskalender-Manie — mit Tee-, über Wein-, über Kosmetik-Adventskalendern? Ist er die erwachsene Version des Playmobil-Adventskalenders? Und – viel wichtiger – ist er eine gute Alternative? (Ganz davon abgesehen: Wäre er eine gute Alternative, in Anbetracht der Tatsache, dass manch einer hier gar keinen Adventskalender hat, weil das eigentlich eher etwas für Kinder ist.)
Was ist also eure Meinung zum Thema ’Literarischer Adventskalender’? Yay or nay? Gut oder schlecht? Nur ein weiterer Trend oder gute Alternative zur Schokolade? Lasst es mich wissen — und habt eine gute Restwoche, bevor es erst einmal in die wohlverdienten Weihnachtsferien geht.
Ihr wollt euren Beitrag teilen? Um ihn verlinken zu lassen, kommentiert bitte mit einem Link unter diesen Post. Ich verlinke anschließend in chronologischer (Kommentar-)Reihenfolge. Das Banner darf natürlich kopiert werden.
Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.
- Emma Escamilla
- wortmagieblog
- Aequitas et Veritas
- Bücher wie Sterne
- Torsten’s Bücherecke
- Pineapples Booknook
- Der Büchernarr
- Sheenas creativ Bookworld
- Wörterkatze
- Tempest
- Medienwelten
- Medienjournal
- Wordworld
- Buchweiser
- Kiras kleine Leseecke
- schriftweise
- Andreas Kück Leselust
- Vanessas Literaturblog
- Bücherlogie
- Lucinda im Wunderland
- Buchpfote
Hinterlasse einen Kommentar