Die Montagsfrage #36 – Tolle Bücher, starke Mütter

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Nächste Woche um diese Zeit bin ich bereits 21 — wobei man ’bereits 21’ natürlich weitläufig interpretieren kann. Entgegen meiner vergangenen Auffassung als Siebenjährige ist 21 nämlich überhaupt nicht alt. Doch dass am Sonntag bereits mein Geburtstag ist — dass wir also schon fast Mitte Mai überschritten haben — das ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Das Wetter war gestern tatsächlich dem Monat entsprechend (also ohne Schneefall und recht angenehm), aber der Mai kam dieses Jahr wirklich ein bisschen zu zügig. Ich darf gar nicht daran denken, dass ich mich jetzt am Ende meines dritten Studienjahres befinde und der ein oder andere meiner Freunde gerade seine Bachelor-Arbeit schreibt und bereits Master-Bewerbungen versendet hat. Ver-rückt! Wo sind die Monate hin?

Aber wie dem auch sei. Der Mai ist da und im Prinzip auch schon fast wieder vorbei. Das Leben holpert voran, ob einem das nun gefällt oder eher nicht (es hat ja auch sein Gutes). Und wir starten in eine weitere Woche — mit einer weiteren Montagsfrage.

Tolle Bücher, starke Mütter: Welche Mutter in einem Buch ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Ich habe es gestern tatsächlich hinbekommen, mich gleich nach dem Aufwachen und ohne Umschweife an den Muttertag zu erinnern und bei meiner Mama anzurufen. Was eine Leistung ist, ich bin nämlich sonst ein sehr zerstreuter Mensch, der regelmäßig das eigene Geburtsdatum vergisst. Gestern war jedenfalls nicht zerstreut und unabhängig davon, was jeder einzelne vom Muttertag hält oder nicht, hat er mich dieses Jahr auf die Idee gebracht, eine thematische Frage dazu zu stellen. Und deshalb würde ich heute gern die Mütter der Weltliteratur in den Mittelpunkt dieser Aktion rücken.

Wie Leser meiner Beiträge in den letzten Wochen mitbekommen haben, bin ich gerade dabei die komplette Harry Potter Reihe noch einmal als Hörbuch zu hören (momentan bei Band 5). Harry Potter ist eine Reihe mit sehr vielen starken Müttern, weshalb es nicht überraschend sein sollte, dass ich mich heute (mal wieder) damit auseinandersetze.

Ganz davon abgesehen, dass sowohl Molly Weasley und — zumindest im letzten Teil — Narzissa Malfoy eine bedeutende Rolle spielen, habe ich mir Lily Potter ausgesucht. Warum? Nun ja, zum einen weil sie die Mutter des Hauptcharakters Harry Potter ist. Aber darüber hinaus spielt Lily eine wahnsinnig wichtige Schlüsselrolle durch die Buchreihe hinweg — sei es durch den Schutz, den Harry durch ihre Liebe gegenüber Lord Voldemort bekommen hat, oder durch Auftreten — entweder als „Geist“ (ich setze Geist in Klammern weil sie ja eigentlich kein Geist ist, mir aber keine bessere Art einfällt ihr Auftreten am Ende des vierten und am Ende des siebten Teils zu beschreiben) oder als Erinnerung. Oder weil sie allein durch Snapes Obsession mit ihr für einen weiteren wichtigen Charakter im Buch eine Rolle spielt. (Ich mag Snape überhaupt nicht und finde ihn einen ganz furchtbaren Charakter, weshalb ich jetzt nicht weiter in die Tiefe gehe — alles nicht gut für meinen Blutdruck.)

Doch selbst wenn wir all diese Aspekte beiseite lassen würden, wäre Lily Potter immer noch eine starke, interessante Figur, von der ich tief bedaure, dass wir nicht mehr Content mit ihr haben. Denn von Beschreibungen innerhalb des Buches war sie nicht nur eine sehr talentierte Hexe, sondern auch — und hier verzerren die Filme ganz viel — eine sehr junge Mutter. Außer Acht zu lassen, dass Lily Potter mit erst 21 Jahren ermordet wurde, ist einer der großen Fehler der Filme. Lily war keine Frau, die mit Mitte/Ende zwanzig Mutter geworden ist, sondern die zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Jahre tot war. Und das ist ein Fakt, über den ich teilweise immer noch nicht hinweg bin. Die Filme lassen es so aussehen, als wären Charaktere wie Sirius und Remus in ihren Mit-Vierzigern, obwohl sie im Buch etwa zwischen 33 und 37 sind. Und da sind ihre Freunde Lily und James schon seit zwölf Jahren tot. Lily und James sind mit Anfang zwanzig gestorben. Sie waren sozusagen kaum aus der Schule, direkt ein paar Jahre im Krieg und wurden dann ermordet. Als sie ermordet wurden, waren noch Gryffindors in Hogwarts, die mit ihnen zur Schule gegangen sind und sie wahrscheinlich persönlich kannten. James hat mit Anfang 20 versucht Voldemort aufzuhalten ohne seinen Zauberstab zu haben und Lily hat sich geweigert ihm Harry zu geben.

Ich darf gar nicht daran denken, sonst mach ich mich wieder selbst über die Schicksale fiktionaler Charaktere unglücklich. Aber man kann es nicht genug betonen: Lily und James waren junge Eltern. Lily war eine junge Mutter. Und sie war eine tolle Mutter. Und das ist so, so, so wichtig. Ich habe bereits viele junge Mütter kennengelernt, die, obwohl sie ihre Kinder in meinem Alter oder sogar jünger bekommen haben, totale badass moms sind. Und ich finde, dass das vollen Respekt verdient. Meine Errungenschaft der Woche ist, dass ich mir selbst einen Termin beim Arzt geholt habe, während meine Eltern in meinem Alter schon gearbeitet, ein Haus gebaut, ihr erstes Kind aufgezogen und gegen die Mauer protestiert haben. Meine Eltern, die bei meinem älteren Bruder sehr junge Eltern waren, und sich mit vielen Dingen auseinandersetzten mussten, damit ich den Luxus habe, das nicht tun zu müssen, sind in den jungen Eltern, die Lily und James waren, repräsentiert. Dafür bin ich J.K. Rowling sehr dankbar. Und deshalb ist Lily mir als Mutter der Weltliteratur so wichtig — weil sie jung war und eine tolle Mutter und eine starke Frau.

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Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.

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