Zugegeben zu später Stunde, doch immer noch am Montag, melde ich mich nach einer krankheitsbedingten Pause (sei verflucht, Sommergrippe!) wieder zurück in die Blogsphäre. An dieser Stelle noch ein Mal eine dicke Entschuldigung für die Veröffentlichung um diese unchristliche Uhrzeit. Die Wahrheit ist, ich habe einen großen Teil des Tages vergessen, dass heute Montag ist. Hört sich blöd an, ist auch blöd — kommt aber im unbeständigen Chaos der Vorklausurphase durchaus mal vor. (Ganz davon abgesehen, dass ich immer noch ein bisschen gesundheitlich angeschlagen bin und schon in körperlich einwandfreiem Zustand furchtbar verpeilt durch die Welt irre.)
Doch wie dem auch sei. Ich hoffe, dass ihr gestern alle fleißig zur Europawahl (und mancherorts zu Regionalwahlen) gegangen seid. Man kann eigentlich gar nicht oft genug betonen, wie wichtig der Gang zur Wahlurne (oder zum Briefkasten, wenn man wie ich per Briefwahl gewählt hat) ist. Denn wenn Politik nicht bürgerlich mitbestimmt und mitgestaltet wird, dann — Achtung, hier kommt die Überleitung — sieht es zukünftig wirklich düster aus. Sozusagen eine wahr-gewordene Dystopie. Und schwups sind wir schon bei der aktuellen Montagsfrage.
Was ist deine Lieblings-Dystopie und warum?
Dystonien sind düster, doch waren — zumindest vor einigen Jahren — absolut in Mode. Tribute von Panem hat den Hype wohl angestachelt und Divergent hat die Fackel übernommen. Doch natürlich gehen Dystopien weit über das hinaus, was der belesene Young Adult-Fan in seinem Bücherregal hat. George Orwell und Margaret Atwood haben beispielsweise schon vor Jahrzehnten ganze Arbeit mit Dystopien geliefert, die auch heute noch gelesen und heiß diskutiert werden.
Ich musste als ich mir diese Frage ausgedacht habe, beklommen feststellen, dass ich absolut ungebildet bin, was die Klassiker der Dystopien angeht. Ich habe weder die modernen Dystopien 1984 noch The Handmaid’s Tale gelesen, noch die Ansätze des Genres (eben bei Wikipedia gelernt: Mary Shelleys Roman Verney, der letzte Mensch ist im engeren Sinne bereits eine Dystopie — momentan lese ich allerdings Shelleys Frankenstein — ganz knapp vorbei). Dystopien haben sich ja vor allem im 20. Jahrhundert durchgesetzt und ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich viel Literatur aus der Zeit des Kalten Krieges lese, in die ja sowohl 1984 als auch The Handmaid’s Tale, sowie jegliche Werke von Philip K. Dick fallen. Letzteren ließt mein Freund sehr gern, aber mir war er letztes Jahr im Sommerurlaub, als ich das erste Mal einen Versuch gestartet habe, dann doch viel zu deprimierend.
Deshalb möchte ich nicht behaupten, eine sonderliche Expertise innerhalb des Genres zu besitzen. Und fast schon mit gesenktem Haupt gebe ich zu, dass die einzige Dystopie, die ich wirklich jemals gelesen (und auch beendet) habe Die Tribute von Panem ist. Basic, ich weiß. Ich mochte die Buchreihe damals so sehr, weil sie eine spannende Handlung und moralische Fragen miteinander vereint hat. Die Tribute von Panem lässt sich leicht lesen — sogar während dem Sommerurlaub — ohne dass man deprimiert werden würde (außer bei den letzten Kapiteln vom dritten Teil, da hätte ich damals fast vor Frust in den Schreibtisch gebissen). Philip K. Dick hingegen finde ich sehr hoffnungslos, exzessiv und vollkommen deprimierend. Das macht diese Bücher so großartig, aber das Leseerlebnis eben auch sehr anstrengend. Sind es deshalb die besseren Dystopien? Wahrscheinlich. Ist das Tobak, den man immer ertragen kann, wenn man sowieso schon vom Weltschmerz geplagt wird? Eher nicht.
Was die modernen (damit meine ich die um die 2010er erschienenen) Dystopien vielleicht so erfolgreich gemacht haben, war, dass sie Systemkritik verkörpert haben, bei der man sich auf Seite zwanzig nicht gern betrinken würde, um zu vergessen, wie verdorben die Welt ist. Als ich begonnen habe, A Scanner Darkly zu lesen, habe ich mich diesen Themen gegenüber wahnsinnig machtlos gefühlt, währenddem eine Revolution in Panem anzetteln? Doch, damit kann man sich identifizieren. Es ist der Unterschied zwischen Büchern die Hoffnung ausstrahlen, in düsteren Zeiten, obwohl sie nie versprechen gut auszugehen, und denen, die irgendwie schon von Anfang an betonen, welcher Preis zu zahlen ist, wenn man etwas verändern will. Die Tribute von Panem lesen sich süffig, weshalb ich sie hier nun als meine ’Herzens-Dystopie’ ausgewählt habe. Doch ich habe sie auch in Ermangelung der Fähigkeit, sich düstereren Dystopien zu stellen, gewählt. Weshalb ich ganz fest glaube, dass diese Woche die ein oder andere durchaus lesenswerte Dystopie dabei sein wird, die es sich lohnt (wenn man es denn nun über sich bringen kann) einmal genauer zu lesen.
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