Guten Morgen, meine Lieben und auf einen guten Start in die neue Woche! Sonntag war bei uns ein richtig traumhafter (und sehr warmer) Herbsttag und ich hatte ein schönes Treffen mit einer Freundin. Davon abgesehen ist letztes Wochenende nichts, also wirklich überhaupt nichts Aufregendes passiert. Nicht, dass ich mich per se über ein bisschen Ruhe beschweren würde. Ganz im Gegenteil — immer her mit der Ereignislosigkeit! Man hat die besten Ideen, wenn man ein bisschen Ruhe hat. Aber für Einleitungen zur Montagsfrage ist das, was ich berichten kann, deshalb ein bisschen spars.
Nächste Woche Freitag schreibe ich meine erste Klausur des Studienjahres — das gibt es vielleicht noch zu berichten. Und meine Prüfungspanik schleicht sich bereits an. Ja, Examensphasen sind ein unerlässlicher Teil des Studentenlebens, aber ich bin (wie wahrscheinlich die meisten Menschen) kein sonderlich großer Fan. Weniger als zwei Wochen vor einem im Terminplaner eingekringelten Zeitraum, an dem man sein Wissen über ein gewisses Fach auf Multiple-Choice-Bögen zusammenkratzen soll, und ich hinterfrage jeden Aspekt meines Daseins. Was mache ich mit meinem Leben? Wo will ich überhaupt hin? Ist mein Name überhaupt Antonia?
Aber gut. Das wird schon. Ich sage immer Das wird schon obwohl ich momentan von meinem Balkon aus über die ganze Nachbarschaft schreien will: „Nein! Das wird es eben nicht!“ — aber das ist ja nun wirklich nicht meine erste Examensphase und meine erste psychische Instabilität in Folge derer, also weiß ich es besser als meine Nachbarn zu erschrecken. Alles wird. Auch wenn es manchmal nicht wird. Am Ende wird alles gut.
Welches Buch, das man – nach allgemeiner Meinung – gelesen haben sollte, hast du noch nicht gelesen? Warum nicht? (von Aequitas et Veritas)
Ich halte meine Montagsfrage-Antwort heute ein bisschen kürzer und komme gleich zum Punkt. Das Buch, das mir hier sofort in den Sinn gesprungen ist (Sagt man das so? In den Sinn gesprungen? Nein, in den Sinn gekommen. Nun gut. Der Satz und die Klammer stehen jetzt.), ist Das Tagebuch der Anne Frank.
Es ist ehrlich gesagt ein bisschen peinlich, dass ich dieses Buch noch nicht gelesen habe — zu meiner Verteidigung habe ich allerdings andere Bücher rund um die Zeit des zweiten Weltkrieges gelesen. Namentlich Die Bücherdiebin und Und in mir der unbesiegbare Sommer. Wobei Letzteres eigentlich nur vage an der Thematik Nazi-Deutschland vorbeischrammt. Ich zähle es aber mit hinein, weil es eine gänzlich andere Perspektive auf diese Zeit wirft, da die Handlung in einem russischen Arbeitslager spielt und die Wahrnehmung der Charaktere gegenüber Personen und Geschehnissen des zweiten Weltkrieges vollkommen anders ist als die im Rest Europas. Ich kann es in einem Absatz nicht wirklich besser beschreiben, aber die durch Isolation entstandene Wahrnehmung dieser Zeit war so, so, so erschreckend und dieses Buch war so schlimm und bewegend, ich kann es jedem ans Herz legen.
Wir haben Das Tagebuch der Anne Frank damals nicht in der Schule gelesen, was übrigens Bände über gekürzte Stundenzahlen im Deutsch- und Geschichtsunterricht spricht. Das ist ein bisschen schade, da man nur in einer Umgebung wie der Schule ein Buch lesen kann und anschließend auch detaillierte Hintergrundinformationen erhält, die man sich anderweitig selbst anlesen muss. Es ist allerdings nun mal was es ist und was übrig bleibt, ist nun die eigene (und alleinige) Lektüre des Buches.
Ich kann nicht sonderlich gut erklären, wieso ich um dieses Buch (eher unbewusst als bewusst) immer einen Bogen gemacht habe, außer damit, dass ich nie genau wusste, was es emotional bei mir auslösen wird. Ich kenne, wie wahrscheinlich fast jeder Mensch, die Geschichte von Anne Frank, ich habe mich, wie viele, biografisch zumindest ein bisschen mit ihr auseinandergesetzt. Aber das Tagebuch? In das Leben eines Menschen so intim eintauchen, von dem ich jetzt schon weiß, dass er mir sympathisch sein wird, dass ich für ihn hoffen werde, obwohl ich weiß, wie sein Leben enden wird? Das macht mir ehrlich gesagt Angst.
Natürlich ist der Grund, warum man Bücher – und vor allem dieses Buch – ließt, bewegt zu werden. Aber es gibt Bücher, von denen ich fürchte, zu tief bewegt zu werden. Was an sich übrigens vollkommen pretentious klingt und dessen bin ich mir auch bewusst. Jeder Satz danach kann nicht sonderlich besser werden, aber ich versuche es trotzdem: Ich fürchte mich davor, zu tief bewegt zu werden und in dunkle Gedankenspiralen zu rutschen, die ich mit Händen und Füßen versuche von mir abzuschütteln. So, jetzt habe ich es gesagt. Ich finde es wahnsinnig wichtig, Bücher zu lesen, die bewegen und die die Welt nicht schöner oder gerechter machen als sie nun mal ist. Aber ich brauche auch die Energie diese Bücher emotional verarbeiten zu können — und die hatte ich die letzten paar Jahre über einfach nicht.
Vor einigen Wochen habe ich mir endlich das Buch gekauft und seitdem liegt es bei mir im Schrank und ich warte auf den Nachmittag, an dem ich mich hinsetze und es endlich aufschlage. Ich denke, ich bin fast so weit, dieses Buch zu lesen, von ihm bewegt zu werden und am nächsten Morgen trotzdem aufstehen zu können. Und sicher, das hört sich alles ein bisschen rückgratlos und melodramatisch an, aber ich habe wirklich schon Bücher gelesen, die mich danach für Wochen, wenn nicht sogar Monate, vollkommen aus der Bahn haben gehen lassen und sosehr ich auch meine emphatischen Züge schätze, ich muss auch keine Depressionen triggern, wenn es sich vermeiden lässt.
So, jetzt ist die Antwort doch viel länger geworden als ich eigentlich geplant hatte. Ich hoffe, es ist für euch auf irgendeiner Ebene nachvollziehbar, wieso ich um Bücher, die wichtig sind, einen Bogen mache, bis ich bereit bin für die Bücher, die wichtig sind. In jedem Falle wünsche ich euch einen schönen Montag und einen guten Start in die Woche!
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Hallo Antonia,
ich kann gut verstehen, wieso du um Anne Franks Tagebuch bisher einen großen Bogen gemacht hast. Ich habe es gelesen, ausgerechnet auch noch zu einer Zeit, als es mir selbst nicht besonders gut ging. Und ich war am Ende echt den Tränen nahe, was mir selten mit Büchern passiert. Aber ich bin froh, es gelesen zu haben und es zählt noch heute zu meinen Lieblingsbüchern. Wenn du dich also bereit für das Buch fühlst, kann ich dir nur zurufen: Lies es! Es lohnt sich!
Hier geht’s zu meinem Beitrag: http://emma-escamilla.com/2019/10/14/montagsfrage-kw42-2019-leseluecke/
Liebste Grüße
Emma
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Eine unerwartet schwierige Aufgabe. Was habe ich mir nur dabei gedacht?! 😉
https://aequitasetveritas.wordpress.com/2019/10/14/montagsfrage-228/
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Ich finde es weder rückgratlos noch melodramatisch, ein Buch wie „Das Tagebuch der Anne Frank“ aus den genannten Gründen vorerst nicht zu lesen. Aus ganz ähnlichen Gründen liegt bei mir noch „Der Beginn“ von Carl Frode Tiller herum, das sich mit Suizid beschäftigt.
Und „Das Tagebuch der Anne Frank“ ist nun nachvollziehbarerweise wirklich keine Wohlfühlliteratur und eindeutig nichts für eine Examensphase, sondern eher etwas für einen wunderschönen Sommertag, der die Lektüre ein wenig erträglicher macht. 🙂 Aber es ist nichtsdestotrotz mehr als lesenswert!
Die Antwort auf die genannte Frage ist in meinem Fall übrigens sehr leicht: „Harry Potter“! Warum? Nun, als es rauskam, wähnte ich mich dafür schon zu alt, war es auch und bin es noch. 😉
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Ich hab viele Bücher nie gelesen
https://buchweiser.com/2019/10/14/montagsfrage-ungelesene-pflichtlektuere/
LG
Sonja
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Interessante Frage – danke an Euch beide! Mein Beitrag ist hier: https://nellindreams.wordpress.com/2019/10/14/die-montagsfrage-55-ueber-sogenannte-must-reads/
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Hallo an alle hier.
Ich wollte euch sagen, dass ich eure Beiträge sehr gerne lese und diesmal selbst einen zum Thema verfasst habe. Mein Blog ist ziemlich neu, aber ich schaue immer mal wieder, was andere so lesen.
https://phantasius.blogspot.com/2019/10/die-montagsfrage-welches-buch-das-man.html
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Hallo ihr Lieben,
meine Antwort zur Montagsfrage: https://vanessas-literaturblog.de/category/montagsfragen/
Liebe Grüße
Vanessa
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Huhu,
Anne Frank hab ich auch nicht gelesen. Wir hatten Sophie Scholl.
Hier ist mein Beitrag:
https://lesekasten.wordpress.com/2019/10/14/montagsfrage-77-welches-buch-hast-du-noch-nicht-gelesen/
LG Corly
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Hey,
ich musste auch zu meiner Schande gestehen, dass ich viel zu viele interessante Romane noch nicht gelesen habe. Damit meine ich sowohl neuere Bestseller wie „Herr der Ringe“ oder Stephen Kings „Es“ als auch Klassiker von Jules Verne und Max Frisch.
Hier mein Beitrag:
https://w0rdw0rld.blogspot.com/2019/10/montagsfrage-141019.html
Liebe Grüße
Sophia
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Liebe Antonia,
ich drücke dir die Daumen, toi toi toi, für die Examensphase!
Zur Montagsfrage: Bei dir ist es Anne Frank, bei mir Jane Austen…
Meine Antwort gibts unter https://buchpfote.de/montagsfrage-vom-14-oktober-2019/
Liebe Grüße
Tina
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Huuhu,
Anne Frank haben wir damals in der Schule gelesen. Aber ich denke nicht das es schlimm ist es noch nicht gelesen zu haben. Mit zwang funktioniert lesen eh nicht.
https://tintengewisper.blogspot.com/2019/10/montagsfrage_14.html
Tintengrüße von der Ruby
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Liebe Antonia!
Hier kommt meine Antwort…
https://andreaskueckleselust.com/2019/10/14/montagsfrage-55-welches-buch-das-man-nach-allgemeiner-meinung-gelesen-haben-sollte-hast-du-noch-nicht-gelesen-warum-nicht/
…mit lieben Grüßen
Andreas
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Hällöchen,
ich bin heute auch mal wieder dabei und habe die Frage eigentlich doch recht schnell beantworten können.
https://sakuyasblog.blogspot.com/2019/10/bloggeraktion-montagsfrage_14.html
Liebe Grüße
Melanie
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Hallo Antonia,
ich verstehe deine Skrupel bezüglich des Tagebuchs voll und ganz. Ich habe es damals tatsächlich in der Schule gelesen und das war gut so, aus ganz verschiedenen Gründen. Erst einmal hast du natürlich Recht, die Auseinandersetzung im schulischen Rahmen ist etwas anderes als die private Auseinandersetzung, weil sie gerichtet ist. Lehrer_innen wissen genau, wohin sie mit ihren Schüler_innen wollen, welche Themen angesprochen und welche Schwerpunkte gesetzt werden sollten. Ist man auf sich selbst gestellt, kann man mit der Informationsmenge schon mal überfordert sein. Zweitens denke ich, dass ich das Buch genau zum richtigen Zeitpunkt gelesen habe. Was ist jetzt schreibe, mag grenzwertig sein, aber so empfinde ich nun mal. Ich glaube, ich war damals 14, 15 Jahre alt. Ich wusste natürlich alles, was es über die NS-Zeit zu wissen gab (wurde uns fächerübergreifend eingeprügelt), aber ich war damals zu jung, um wirklich zu begreifen, wie viel Leid die Nazis verursachten. Ich hatte kaum emotionalen Bezug zu den Fakten und nur eine vage Vorstellung von Tod, Verfolgung und Folter. Ich konnte mir die Angst, die Anne Franks Familie empfunden haben muss, zu dieser Zeit nicht vorstellen. Deshalb fand ich das Buch eher interessant als berührend. Es warf mich eben nicht aus der Bahn, weil ich mit der Arroganz, Unschuld und Naivität der Jugend gesegnet war. Würde ich es heute lesen, wäre das etwas völlig anderes. Heute verbinde ich mit Begriffen wie Deportation, Endlösung, Vergasung etc. ganze Universen des Leids, des Schmerzes. Ich habe die Lebenserfahrung, um zu begreifen, welche Erlebnisse dahinterstecken und habe die Sensibilität bzw. die Empathie entwickelt, um mit den Betroffenen fühlen zu können. Das bringt mich zu Punkt Nummer 3: ich bin nicht sicher, ob ich Anne Frank heute überhaupt lesen würde, eben weil ich weiß, was das Buch in mir auslösen würde. Ich habe lange Zeit überhaupt keine NS-Literatur gelesen, weil es mir zu nah ging. Erst in den letzten Jahren fange ich langsam wieder an, diese Lektüren zu wagen. Daher kann ich nachvollziehen, wie du empfindest: mir geht es ähnlich.
Nun aber genug von Anne Frank und zurück zum Thema: ich habe heute die zwei Bücher meiner Lebensleseliste ausgewählt, die ganz oben stehen. Will ich lesen, sollte man lesen, hab ich aber noch nicht und voraussichtlich wird es auch noch recht lange dauern, bis ich diese Wälzer besiege.
Montagsfrage auf dem wortmagieblog
Liebe Grüße,
Elli
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Hallo Antonia,
hier ist mein Beitrag zur heutigen Frage: https://minorherba.wordpress.com/2019/10/14/montagsfrage-unbekannte-pflichtlektuere/
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Huhu,
eine sehr interessante Frage! 🙂 Konnte ich aber auch einfach beantworten!
Hier mein Link:
https://buecher-palast.blogspot.com/2019/10/aktion-montagsfrage-21.html
Liebe Grüße,
Tanja aus dem Bücherpalast ♥
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Hallo Antonia,
hier mein Beitrag zu dieser interessanten Frage:
https://creaturefulwriting.blogspot.com/2019/10/die-montagsfrage-55-welches-buch-das.html
LG
Marie
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Hallo Antonia,
diese Woche bin ich auch wieder dabei:
https://wortgestalten.com/2019/10/14/mofra-ungelesene-muss-man-gelesen-haben-buecher/
Viele Grüße
Susanne aka Wortgestalten
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Sei gegrüßt Antonia!
Ich glaube, ich habe noch nie eine Frage so ausführlich nicht beantwortet wie heute XD
Hier ist meine Antwort:
Montagsfrage: Noch nicht gelesenes Must-Read? || Mein Senf für die Welt
Liebe Grüße
Marina
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Hallo^^
Es ist zwar etwas spät von der Uhrzeit her, aber ich bin auch mit dabei: https://blog.kiranear.moe/2019/10/montagsfrage-150.html
Lg,
Kira
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Guten Abend,
es ist zwar schon Dienstag, ich habe aber meinen Beitrag dennoch noch veröffentlicht: https://romanfresser.de/montagsfrage-vom-14-10-2019/
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