Die Montagsfrage #62 — Wenn ihr euch eine Sprache aussuchen könntet, in der ihr gern flüssig lesen könntet, welche wäre das?

Ich weiß ja nicht wie es heute bei euch aussieht, aber bei mir regnet es momentan als hätte jemand den Weltuntergang vorverlegt. Soll mir allerdings an diesem Montag nur recht sein, heute muss ich nämlich nicht aus dem Haus (und bin, nachdem ich letzten Freitag schon einmal komplett durchgeweicht bin, auch sehr froh drum). Ich höre allerdings auch Gemunkel vom Wetterdienst, dass sich der Regen gegen 19:00 Uhr heute verdünnisieren soll, also verlasse ich dann wahrscheinlich erst gegen Abend wieder meine Wohnung (wenn überhaupt) — und habe bis dahin die optimale Entschuldigung, den ganzen Tag zu schreiben und Tee zu trinken. Also im Groben und Ganzen, was ich einen optimalen Start in die Woche nenne.

Die letzten Tage liefen (zumindest bei mir) relativ ereignislos so dahin. Mein Freund war dieses Wochenende auf einer Konferenz in England, also hatte ich Besuch von einer Freundin und wir haben ein Mädels-Wochenende gemacht. Schön, weil beste Freundin. Und noch viel schöner, weil rar. Den Katzen geht es gut. Die letzte Weihnachtsdekoration wurde angeschafft. Ach ja — und ich war letzten Mittwoch das erste und vorerst auch letzte Mal in meinem Leben auf einer Rudermaschine. Das vorerst letzte Mal, weil ich es — natürlich — vollkommen übertrieben habe und mir dabei so das Bein verzogen, dass ich die ganze restliche Woche etwas uninspiriert durch die Gegend gehumpelt bin. Und nach so viel Ruhe wie eben Ruhe sein kann, kann ich mein Bein seit gestern wieder ohne Schmerzen heben. Hurra! Ein Mal probeweise für eine Stunde durch die Wohnung gehopst nach all der Trägheit des Wochenendes gestern Abend und dem Bein geht es gut. Noch mal Glück gehabt.

So viel jedenfalls zum Stand der Dinge, bevor wir zur einzigen und alleinigen Montagsfrage der Woche kommen. Habt einen guten Start in diesen Montag und nehmt euch heute und auch sonst immer vor Rudermaschinen in Acht! (Beziehungsweise: Lasst euch vielleicht von jemandem erklären, wie man eine Rudermaschine benutzt und wie eben nicht, bevor ihr euch eine halbe Stunde darauf austobt als gäbe es keinen Morgen mehr.)

Wenn ihr euch eine Sprache aussuchen könntet, in der ihr gern (neben denen, die ihr bereits kennt,) flüssig lesen könntet, welche wäre das?

Die Frage kam mir tatsächlich, weil ich gestern meinen Lieblingslyrikband in der Hand hatte. Er heißt ”Stern, was sagtest du…” und ist ein Sammelband mit deutschen Übersetzungen von lettischer Gegenwartslyrik. Das klingt so spezifisch als hätte ich mir das bewusst so ausgedacht, aber ist tatsächlich nichts als die Wahrheit. (Ganz davon abgesehen, wenn es hier jemanden gibt, dessen Lieblingsgedichte lettische Gegenwartslyrik ist, ist es wirklich überraschend, dass ich das bin?)

Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren auf der Leipziger Buchmesse gesehen, mich mehr oder weniger magisch davon angezogen gefühlt, ein Mal aufgeschlagen, in ein Gedicht verliebt und deshalb gleich gekauft. (Beziehungsweise: Ich wollte es kaufen und die liebe Mitarbeiterin auf der Buchmesse hat es mir letztendlich geschenkt, weil ich so eine Begeisterung für lettische Gegenwartslyrik an den Tag gelegt habe. Das ist übrigens meine liebste Buchmessen-Geschichte. Es war wirklich ein toller Tag.)

Jedenfalls stand ich gestern im Wohnzimmer mit diesem Buch, das ich schon eine Weile nicht mehr in der Hand hatte, und habe einige der Übersetzungen gelesen. Schade, dachte ich, dass ich die Originale nie verstehen werde. Und deshalb haben wir jetzt diese Frage zu diesem Thema: Wenn es eine Sprache gibt, die ihr bereut nicht zu sprechen, weil ihr gern etwas in ihr lesen würdet, welche wäre das? Was ist eure the one that got away Wahlsprache an diesem Montag?

Ich finde es zumindest ziemlich hart mich da wirklich auf eine Sprache festzulegen. Wenn ich mir eine Sprache aussuchen könnte, die ich gern einfach so fließend sprechen würde (ohne, weil das eine hypothetische Überlegung ist, irgendetwas dafür zu tun), würde ich definitiv keine Sprache wählen, die ich in naher Zukunft selbst vorhabe zu lernen. Italienisch, beispielsweise, fällt deshalb schon einmal raus. Und da auch Sprachen wie zum Beispiel Französisch, Spanisch und Portugiesisch für jeden aus unserem Sprachraum relativ machbar sind, würde ich auch diese nicht wählen. Bei mir wäre es schon eine Sprache, die so unverschämt schwer zu lernen wäre, dass es sich auch wirklich lohnt für einen Sprach-Lern-Muffel wie mich.

In meinem Kopf liegt es momentan zwischen Japanisch, Altgriechisch und Lettisch. Lettisch wegen meines Gedichtbandes, Japanisch wegen einer ganzen Reihe großartiger Autoren (allen voran Haruki Murakami), bei denen ich mir vorstellen könnte, dass das Lesen im Original den Büchern sehr viel dazugeben würde, und Altgriechisch, weil ich eine ganz große Schwäche für die ganz alten Klassiker besitze. Alle Sprachen, selbstverständlich, weil ich bezweifle, je in diesem Leben Japanisch, Altgriechisch und/oder Lettisch zu lernen. Ich habe ein wahnsinnig schlechtes visuelles Gedächtnis, weshalb Japanisch für mich wahrscheinlich so eine Qual wäre, dass ich es nie durchhalten könnte. Und ich habe mir sagen lassen, dass Altgriechisch auch ein ziemlicher Brocken sein soll. Und Lettisch kommt mir einfach von Naturaus schwer vor.

An dieser Stelle muss ich auch einfach einmal bemerken, wie froh ich bin Deutsch muttersprachlich zu sprechen. Ich finde Deutsch, im Gegensatz zu vielen anderen, die die Sprache als sehr hart empfinden, sehr schön und klangreich und lese und schreibe sehr gern in ihr. Und da Deutsch aufgrund der Grammatik ja für Nicht-Muttersprachler (Niederländer mal außen vor) notorisch hart zu lernen ist, bin ich froh, dass ich all die großen deutschen Autoren der letzten Jahrhunderte einfach so im Original lesen kann. Was Leuten entgeht, die nie Heinrich Heine im Original lesen können — oder Goethe! Von all den Philosophen ganz zu schweigen, die westliche Philosophie der letzten mindestens dreihundert Jahre geformt haben. Also: Halleluja, dass ich niemals Deutsch wirklich lernen musste. Es wäre mein persönlicher Albtraum gewesen. Denn, wie bereits erwähnt, lerne ich überhaupt nicht gern Sprachen. Und bin auch nicht sonderlich gut dabei.

Aber soviel dazu. Wie seht ihr das? Welche Sprache würdet ihr gern des Lesezweckes zuliebe verstehen können? Lasst es mich — wie jede Woche — in den Kommentaren und euren eigenen Beiträgen wissen. Ich wünsche viel Spaß beim Grübeln, Hypothesieren (ausgedachtes Wort am Montagmorgen, ha!) und Beantworten!

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