Die Montagsfrage #63 — Welcher Autor war deine literarische Neuentdeckung des Jahres?

Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich nach dieser Woche nun offiziell dem neuen Jahrzehnt entgegen sehne. Wenn sich dieses Jahr jemand die Weihnachtsfeiertage voller (hoffentlich) Ruhe und (hoffentlich) Frieden verdient hat, dann — ganz egoistisch gesagt — bin das jetzt mal ich. Wir hatten letztes Wochenende ein paar medizinische Notfälle in der Familie (alles gut ausgegangen, aber trotz dessen emotional sehr belastend für alle Beteiligten) und seit letztem Freitag sind zusätzlich auch noch meine beiden Katzen pubertär und mein Freund und ich leben deshalb, ebenfalls seit Freitag, in getrennten Zimmern unseres Hauses mit je einer Katze, weil wir sonst im neuen Jahr gleich mehr Katzen hier haben und die beiden erst Montag (also heute) kastriert beziehungsweise sterilisiert werden können. Atempause. Ich muss mir diese langen Sätze abgewöhnen. Aber nicht heute.

Ich kann es zu Beginn dieser Woche schon kaum noch erwarten, dass sie endlich wieder vorbei ist. Mit Katzen erholt von ihren Operationen, den letzten Artikeln für die Arbeit eingereicht, einer geordneten Wohnung, bevor ich über Weihnachten zu meinen Eltern fahre, und einem Buch, an dem ich über die Feiertage hoffentlich endlich mal wieder genug Nerv besitze, weiter zu schreiben. Ganz abgesehen von zwei Büchern, die ich mir eigentlich noch vorgenommen hatte, spätestens vor Neujahr zu rezensieren. Und Entspannung, die auch momentan ganz oben auf der To Do Liste steht, was an und für sich, wenn man ganz genau darüber nachdenkt, eigentlich ein Zeichen dafür ist, dass man das Konzept „Entspannung“ noch nicht ganz in die eigene emotionale Entwicklung aufgenommen hat.

So, nach diesen zwei verschachtelten Absätzen, aka as obligatorische Lebensupdate, damit künftige Generationen und vor allem ich selbst in ein paar Wochen nachvollziehen können, wo bei mir so Woche um Woche der Türvorleger gebrannt hat (Noch nicht mal sieben und schon ein neues Sprichwort erfunden, ha!), kommen wir nun aber wirklich zur Montagsfrage. (Ja, das war ein halber Absatz ohne einen einzelnen Punkt. Ich tendiere zu Schachtelsätzen, wenn es hart auf hart kommt. Und auch wenn es nicht hart auf hart kommt, seien wir mal ehrlich.)

Welcher Autor war deine literarische Neuentdeckung des Jahres?

Mein Lesejahr war, im Vergleich zu meinem Lebensjahr, wahnsinnig unaufgeregt (man könnte auch einfach langweilig sagen, aber zur Hölle, ich mag das Wort unaufgeregt). Wahrscheinlich gerade weil mein Lebensjahr so eine Achterbahnfahrt der Gefühle war und ich einen Großteil der Zeit einfach nur Harry Potter lesen (beziehungsweise hören) und meine Ruhe haben wollte. J.K. Rowling zählt nun aber weiß Gott nicht zur literarischen Neuentdeckung — eher zur literarischen Wiederentdeckung, wenn überhaupt.

Zwei Autorinnen, die ich dieses Jahr definitiv auf den Schirm bekommen habe, und von der ich im neuen Jahr gern weitere Bücher lesen würde, sind a) Mariana Leky und b) Antje Bremer. Über Mariana Leky habe ich in meinem letzten Montagsfragen-Beitrag schon geschrieben (beziehungsweise über ihren Roman Was man von hier aus sehen kann, der eines meiner absoluten Lesehighlights des Jahres war — ganz außer acht gelassen, dass ich nebenbei im Prinzip auch einfach nur drei Mal die komplette Harry Potter Reihe gehört habe und es sonst nicht viel zu lesen gab dieses Jahr). Antje Bremer, wiederum, ist eine Autorin, die wahrscheinlich eher weniger von euch auf dem Schirm haben.

Sie ist einer der beiden Schriftsteller, die mich dieses Jahr bezüglich einer Rezension kontaktiert haben, und deren Buch Raven House ich im Sommer begonnen, geliebt und dann aus privaten Gründen nicht weitergelesen habe. Neben Entspannung und an meinem eigenen Buch schreiben, steht Antjes Buch ganz hoch auf meiner Liste von Dingen, mit denen ich mir meine Weihnachtsfeiertage füllen will. Nicht nur, weil die Rezension schon lang überfällig ist (und ich deshalb das nächste Mal, wenn ich nach Erfurt komme, wo, bzw. in dessen Nähe, wir beide wohnen, ich dann wahrscheinlich ein bisschen gebückter laufen werde), sondern auch weil es im Sommer genau die flüssige und unterhaltsame Art von Literatur war, die ich momentan brauche. Und deshalb ebenfalls die flüssige und unterhaltsame Art von Literatur, die ich über Weihnachten brauche!

Antje ist eine der aktivsten Autoren, die ich kenne, und von der ich mir wirklich vorstellen könnte, dass sie sich in den nächsten Jahren deshalb literarisch innerhalb ihrer Genre-Umgebung durchaus weiterentwickeln könnte. Und ich freue mich schon sehr, ihr Buch über Weihnachten endlich auszulesen und dann gebührend zu rezensieren und sie euch besser vorzustellen. (Wir haben uns nämlich als ich das letzte Mal in Erfurt war auf einen Kaffee getroffen und ich habe sie zu ihrem Buch, dem Schreiben, Self Publishing und Co. interviewt. Seid gespannt!)

Von diesen beiden Schriftstellerinnen abgesehen, hatte ich nur irgendwann dieses Jahr eine kurze und intensive Obsession mit Lord Byron. (Nicht dass ich nicht zu jeder Zeit zumindest ein bisschen Faszination für the mess that is Lord Byron übrig hätte, aber eine Obsession ist dann doch noch mal eine andere Sache.) Und ich kann es nicht genug betonen, aber Lenny Bruce (mit seinem einzigen Werk, aka seiner Autobiografie) ist ebenfalls einen Blick wert.

Es war also wirklich nicht nur Harry Potter Hörbücher dieses Jahr — aber es war leider auch nicht so viel neue Literatur, wie ich mir das eigentlich so vorgestellt hatte. Ich würde an dieser Stelle gern sagen, dass das Re-Readen von Harry Potter dann aber nächstes Jahr wirklich mal gut ist, aber ich möchte mein neues Jahr nicht damit beginnen, mit etwas zu verbieten, dass mir so viel Ruhe bringt, wenn mich privat alles stresst. Es ist okay, Neuerscheinungen zu vernachlässigen, wenn einem das Alte gerade den Halt gibt, den man braucht. So war es bei mir im vergangenen Jahr und so sehr ich mir auch hoffe, dass es so im nächsten eben gerade nicht sein wird, wird das wohl etwas sein, das ich einfach auf mich zukommen lassen muss.

Ihr wollt euren Beitrag teilen? Um ihn verlinken zu lassen, kommentiert bitte mit einem Link unter diesen Post. Ich verlinke anschließend in chronologischer (Kommentar-)Reihenfolge. Das Banner darf natürlich kopiert werden. 

Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.