Die Montagsfrage #67 — Kochbücher oder nicht, das ist hier die Frage!

Ich wünsche euch allen einen schönen Montag und einen guten Start in diese Woche! Zugegeben, die letzte Woche war auf meiner Seite der niederländisch-deutschen Grenze relativ ereignislos und es gibt zum Beginn dieses Tages eigentlich kaum etwas zu berichten. (Außer dass meine Medien-Akkredetierung für die Leipziger Buchmesse im März durchgegangen ist und ich mich darauf jetzt schon ziemlich freue.)

Ansonsten dachte ich, nachdem die Montagsfrage letzte Woche ein ganz schöner Brocken zum Nachdenken war, bietet es sich an, diese Woche mit einer etwas gemütlicheren Montagsfrage zu starten. So als kleiner Ausgleich. Man muss ja nicht jeden Montag 1,000-Wort-Literaturessays schreiben. Und weil es nicht viel darüberhinaus zu berichten gibt, legen wir gleich damit los:

Braucht man eigentlich Kochbücher?

Die Frage ist eigentlich relativ simpel: In Anbetracht der Tatsache, wie viele Kochbücher es in den meisten Buchläden gibt, ja, dass es sogar eine ganze Abteilung allein mit Koch- und Bachbüchern gibt, wir allerdings gleichzeitig in Zeiten von Seiten wie Chefkoch leben, stellt sich doch die Frage, ob wir wirklich noch Kochbücher brauchen.

Auf jeder Social Media Seite findet man Rezeptideen. Es gibt eine Menge YouTuber, die sich allein auf Koch- und Backvideos spezialisiert haben und meist zur Videoanleitung noch ein extra Rezept aufschreiben. Bei Chefkoch findet man alles, was man sich an Rezepten vorstellen kann. Und wenn nicht bei Chefkoch, dann durch ein bisschen googeln, findet man die Rezepte seiner Träume irgendwo anders.

Es braucht im Prinzip keine Koch- und Backbücher, um heute vegan oder vegetarisch zu sein, weil es genug Blogs gibt, die sich einzig und allein damit beschäftigen. Es sei denn, tja, ihr seid da anderer Meinung und es gibt das ein oder andere non-plus-ultra Kochbuch für jede Diät und Lebenslage, das man sich, wenn man denn einmal zum neuen Jahr hin die Ernährung umkrempeln will, unbedingt zulegen muss.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin der Meinung, dass Kochbücher langsam aus der Mode kommen, weil ihre Aufgabe ist, Anleitungen für etwas zu geben, dass es online oft besser beschrieben, mit zusätzlichen Kommentaren und Reaktionen von anderen Leuten und vollkommen kostenlos zum Ausdrucken gibt. Das heißt nicht, dass ich selbst keine beträchtliche Anzahl an Kochbüchern besitze. Primär, weil ich einige Jahre lang alle möglichen Kochbücher gesammelt habe.

Ich selbst habe einige Kochbücher von Cornelia Poletto, die ich vor einigen Jahren geschenkt bekommen, und sehr lang regelmäßig und gern benutzt habe (vor allem für einen bestimmten Schokoladenbuchen, den es in einem der Kochbücher als Nachtisch gibt). Ich habe auch Kochbücher von Jamie Oliver, die ich nicht so sonderlich gern benutze. Und ein Buch, in dem es einzig und allein um Käse geht, das ich einfach gekauft habe, weil ich es wahnsinnig interessant fand, dass es Kochbücher allein über Käse gibt.

Ich finde Kochbücher romantisch, allerdings nicht pragmatisch. Und so sehr ich auch Romantiker durch und durch bin, hatte ich schon eine Weile nicht mehr das Verlagen, mir spezifisch ein Kochbuch zuzulegen. Erstens, wie bereits erwähnt, weil ich bereits selbst Kochbücher besitze. Und das nicht zu knapp. Und all meine Kochbücher liebe — aber selbst mit denen, die ich habe, kaum zur Anwendung komme, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und meistens bei einer gewissen Anzahl an Rezepten bleibt. Oder, wenn er mal aus der Gewohnheit ausbricht, das meist mit einem gewissen Rezept passiert, das man irgendwo bei Freunden gesehen oder online aufgeschnappt hat und für das man kein Kochbuch benötigt.

Und so sehr ich die Bücher mit ihren Hochglanzseiten und schönen Bildern von Rezepten, nach denen ich online wahrscheinlich nie gesucht hätte, auch liebe, es gibt da eben doch die kleine Stimme in meinem Kopf, die sagt: Das braucht man eigentlich nicht mehr. Es gibt tolle Rezepte da draußen, die in kein Buch für 20€ eingebunden sind. Und eben weil Pragmatismus nicht die Stärke eines Kochbuches ist, seitdem das Internet entlanggekommen ist, kaufe ich dann lieber einen Roman.

Und dann gibt es natürlich Tage, an denen man einen Blog wie bei Julie & Julia aufmachen möchte und darauf ein ganzes Kochbuch durchprobieren. Der Film hat mich damals dazu bewegt, meinen ersten (damals noch Nicht-Literaturblog, den ich kaum benutzt habe) zu eröffnen und wahrscheinlich auch dazu beigetragen, dass ich für einige Zeit mindestens ein Mal alle zwei Wochen einen Cornelia Poletto-Schokoladenkuchen gebacken habe. Aber um so etwas zu tun, braucht man ein wirklich außergewöhnliches Koch- oder Bachbuch — und das sind die meisten Koch- oder Bachbücher in den hiesigen Buchläden einfach nicht. Und das ist doch eigentlich das Problem.

Jeder Fitness-Influencer schreibt ein gesundes Kochbuch. Jeder Fernsehkoch schreibt mindestens fünf a la Julia Child. Es gibt ein Kochbuch für jede Lebenslage, ohne dass das Buch an sich oft mehr mitgibt als Rezepte. Und das allein reicht 2020 bei Kochbüchern einfach nicht mehr. Wenn ich ein Buch kaufe, statt im Internet das genau selbe zu finden, nur für weniger Geld, dann möchte ich bitte eine Anleitung. Nicht, wie man ein Huhn zerlegt. Das finde ich auch im Internet. Und zwar detaillierter. Sondern wie man das Selbst-Kochen angeht. Eine Anleitung dafür, wie man es als Mitt-Zwanzig-jährige Person schafft, die eigene Küche öfter zu benutzen, wie man Zeit findet, sich Zeit fürs Kochen und Backen zu nehmen und wieso genau man das tun sollte. Wie man Geld beim Einkauf spart und wie man seine Mahlzeiten für die Woche richtig plant. Welche Lebensmittel wann helfen und wofür gut sind und wie vielleicht auch der Einsatz von diesem oder jenem besser für die Umwelt ist als irgendeine Alternative.

Ich hätte gern ein Kochbuch, das mir ein Wegweiser zum Kochen und nicht „nur“ eine Anleitung für Rezepte ist. Oder dass zumindest so eine außergewöhnliche Anleitung ist, dass es mehr in die Kochtheorie hineingeht. (Mein Freund kocht, beispielsweise, sehr gern und interessiert sich über das Hobby-Koch-Dasein hinaus sehr dafür und besitzt ein spezielles Kochbuch, in dem es nur um Gewürze und wo man sie genau einsetzen kann geht. Das verstehe ich. So was findet man nicht so gut zusammengefasst auf Chefkoch.) Kurzum: Ein Kochbuch kann für mich, um heute noch zeitgemäß zu sein, keine reine Rezeptesammlung sein, sondern muss eine Geschichte erzählen. Entweder indem es eine Anleitung gibt, die Rezepte, von denen man so begeistert liest, auch wirklich durchzuziehen und wieso man das tun sollte, statt beim Lieferservice Pommes zu bestellen, oder weil es mit Rezepten ausgestattet ist, die von Geschichten, Gedichten, Hintergrundwissen etc. begleitet werden. Ich erwarte einfach mehr von Kochbüchern, sollte ich in Zukunft noch einmal dazu bewegt werden, sie mir zuzulegen — und wenn ihr versteht wovon ich rede und genau das Koch- oder Backbuch mit Geschichten oder einer Anleitung zum Glück kennt (und zwar eine, die wirklich funktioniert), dann lasst es mich wissen.

Soviel also zu ‚heute aber keine komplizierte und ausführliche Montagsfrage.‘ Hachja. Glaubt ihr mir, wenn ich schwöre, ich wollte es heute wirklich kurz und einfach halten? Was will man machen. Beim Schreiben geht der Kopf nun einmal ganz oft einen eigenen Weg als man selbst so geplant hat.

Lasst mich wissen, wie eure Meinungen zum Zeitgeist des Konzepts ’Kochbuch’ steht und habt einen guten Start in diese Woche!

Ihr wollt euren Beitrag teilen? Um ihn verlinken zu lassen, kommentiert bitte mit einem Link unter diesen Post. Ich verlinke anschließend in chronologischer (Kommentar-)Reihenfolge. Das Banner darf natürlich kopiert werden. 

Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.

 

 


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Comments

25 Antworten zu „Die Montagsfrage #67 — Kochbücher oder nicht, das ist hier die Frage!”.

  1. Avatar von Montagsfrage. | Aequitas et Veritas

    […] Braucht man eigentlich Kochbücher? […]

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  2. Avatar von Andreas Kück - LESELUST

    Moin! Moin!

    Na, zur Benatwortung der heutigen Frage bin ich genau „der Richtige“:

    MONTAGSFRAGE #67: Kochbücher oder nicht, das ist hier die Frage!

    Gruß
    Andreas

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  3. Avatar von Sophia

    Hey,

    von mir gibt´s heute auch eine ganz kurze Antwort:
    https://w0rdw0rld.blogspot.com/2020/01/montagsfrage-200120.html

    Einen guten Start in die Woche!
    Sophia

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  4. […] Antonia fragt heute, ob man eigentlich Kochbücher braucht. Ich muss sagen, dass ich zwar ein paar Kochbücher im Regal stehen habe, diese aber ziemlich selten benutze. Ich finde ein Buch in der Küche ziemlich unpraktisch. Was ich hingegen ziemlich cool finde, sind diese Kochbücher, die man selbst mit seinen Lieblingsrezepten füllen kann, weil man dann mal einen Ort hat, an dem man immer wieder nachschlagen kann. Was haltet ihr von Kochbüchern? Benutzt ihr sie, oder sind sie euch zu unpraktisch? […]

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  5. […] Aber jetzt wie gesagt zur Montagsfrage. Antonia von Lauter & Leise fragt heute: […]

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  6. Avatar von Mein Senf für die Welt

    Sei gegrüßt Antonia!

    Wir brauchen unbedingt Kochbücher. Ich habe eine kleine Lobeshymne auf diese tollen Bücher verfasst scheint mir ^^‘
    Montagsfrage: Kochbücher? || Mein Senf für die Welt

    Liebe Grüße
    Marina

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  7. Avatar von wortmagieblog

    Hallo liebe Antonia,

    ich befürworte deine Idee, die Kultur des Selbstkochens komplett in Kochbücher aufzunehmen, obwohl ich sie nicht verwende. Ich glaube, dass es vielen so ergeht wie dir, dass sie sich fragen, wie man die Gewohnheit, selbst gesund zu kochen, in den Alltag integrieren kann. Obwohl die Ernährungsprobleme unserer Gesellschaft sich dadurch nicht lösen werden, ist jeder Leitfaden hilfreich. Solange das nicht gegeben ist, hier mein Tipp für dich: fang einfach an. Selbstbewusstsein und Spaß in der Küche entstehen durch Übung. Entscheide, dass du es dir selbst wert bist, die Zeit zum Kochen zu investieren und du wirst merken, dass du früher oder später belohnt wirst. Das setzt eine Kettenreaktion in Gang, weil gut zu kochen auch das Verlangen nach guten Zutaten erhöht und schon bist du bereit, für den Einkauf ebenfalls Zeit zu investieren. Für mich ist selbst zu kochen mittlerweile eine Übung in Achtsamkeit. Ich koche, weil ich mich selbst und meinen Körper gut behandeln möchte. Diese Einstellung hat für mich viel verändert.

    Oh und es gibt Kochbücher, die Geschichten erzählen. Ich habe „Die Köche“ hier, das ist ein Rezeptbuch, in dem Rezepte deutscher Fantasy-Autor_innen gesammelt sind, die ihre Leser_innen aus ihren Romanen kennen, zum Beispiel das „Sturmwelten“-Curry von Christoph Hardebusch. Eine tolle Idee! Zusätzlich enthält es Kurzgeschichten aus den jeweiligen Welten, was das Vergnügen wirklich maximiert. 🙂

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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  8. Avatar von Vanessa

    Hallo ihr Lieben,

    ich bin auch wieder mit dabei: https://vanessas-literaturblog.de/2020/01/20/montagsfrage-20-januar-2020/

    Liebe Grüße
    Vanessa

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  9. Avatar von Florian von Romanfresser

    Hej zusammen,
    hier meine heutige Antwort: https://romanfresser.de/montagsfrage-vom-20-01-2020/
    Viele Grüße
    Florian

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  10. Avatar von nellindreams

    Liebe Antonia, mein Beitrag findet sich hier: https://nellindreams.wordpress.com/2020/01/20/die-montagsfrage-67-kochbuecher-oder-nicht-das-ist-hier-die-frage/
    Eine gute Woche wünsche ich Dir und allen Lesern!

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  11. Avatar von Montagsfrage: Kochbücher? | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

    […] Wer nicht weiß, was die Montagsfrage eigentlich ist, kann hier nachlesen und zur aktuellen Montagsfrage (mit Teilnehmerliste) geht es hier. […]

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  12. Avatar von Kira☆DeKira 🐖 (@Kirie_Pie)

    Einen schönen Montag wünsche ich^^

    Dieses Mal wieder am richtigen Tag, bin ich auch wieder mit dabeai: https://blog.kiranear.moe/2020/01/montagsfrage-156.html

    Lg,
    Kira

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  13. Avatar von Herba

    Hallo zusammen!
    Mit Lebensmittelunverträglichkeit ist das mit den Kochbüchern gar nicht so einfach, mein Beitrag: https://minorherba.wordpress.com/2020/01/20/montagsfrage-kochbuecher/

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  14. Avatar von Tina

    Guten Abend miteinander,

    ich würde keins meiner Kochbücher durch eine App ersetzen wollen!

    https://buchpfote.de/montagsfrage-vom-20-januar-2020/

    Liebe Grüße
    Tina

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  15. Avatar von Montagsfrage: Kochbücher oder nicht, das ist hier die Frage! | the music box of a morbid wonderland

    […] etwas später wie versprochen, kommt meine Antwort zur Antonias Montagsfrage, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Denn bei ihr hab ich gelesen, dass sie […]

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  16. Avatar von ichigo_komori91

    Ich bin mehr als froh, dass es noch Kochbücher gibt, gerade bei meinen beiden Lieblingskochbüchern, mit denen ich meistens koche, wenn ich dafür Zeit und Lust habe. So unterschiedlich können also die Meinungen sein ^^

    Hier ist der Link zu meinem Beitrag: https://ichigokomori.wordpress.com/2020/01/20/montagsfrage-kochbuecher-oder-nicht-das-ist-hier-die-frage/

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  17. Avatar von natuerlichnackt

    Was jeder Jungkoch und jede Jungköchin haben sollte, ist ein Buch wie: »Kochen — Die neue große Schule«. Hier werden einem Grundbrgriffe beigebracht, ohne die es einfach nicht geht. Blanchieren, simmern, kochen, etc. Das gleiche nochmal als Backbuch, feddich. Den Rest findet man im Internet.

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  18. Avatar von Die Montagsfrage #68 — Liest du Bücher parallel oder nacheinander? – Lauter&Leise

    […] nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen […]

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