Ein weiterer Montag, eine weitere Montagsfrage. Ich starte diese letzte Woche im Februar mit einer leichten Erkältung, die irgendwie seit Wochen weder richtig ausbrechen noch ganz verschwinden will, und der Hoffnung auf besseres Wetter. So fast im März. Die letzte Woche war wie die letzten vergleichsweise unaufgeregt, vor allem, weil ich außerhalb der Arbeit Bett und Couch gehütet habe, damit meine Erkältung sich vielleicht doch galanterweise zurückzieht. Und ja, langsam aber sicher rückt die Buchmesse näher! Meine erste seit 2015! Aufregend! So viele Ausrufezeichen!
Es ist ein komisches Gefühl, dass die nächste Montagsfrage bereits die erste Montagsfrage im März ist. Was im Prinzip nur heißt, dass ich bald meinen Lohnzettel einreichen muss und dass die letzten Monate praktisch nur so vorbeigezischt sind. Und die nächsten höchstwahrscheinlich mit ähnlicher Geschwindigkeit vorbeirattern werden. Ich habe noch nicht entschieden, wie gut ich das eigentlich finde. Vor allem, weil es heißt, dass ich innerhalb der nächsten Monate entscheiden muss, was ich ab September weiter studiere. Aber gut, das ist die Migräne eines anderen Tages. Ein paar Monate habe ich ja noch Zeit. Und bis dahin heißt es, wie immer, erst mal die Woche mit einer neuen Montagsfrage starten.
Was ist das älteste Buch, das ihr je gelesen habt?
Damit meine ich, das am chronologisch älteste geschriebene Buch. (Obwohl, wenn ich es mir so recht überlege, ihr seid natürlich auch gern eingeladen, über die älteste Buchedition in eurem Besitz zu sprechen — meine ist eine Oscar Wilde Biographie, die kurz nach seinem Tod und noch vor dem ersten Weltkrieg erschienen ist.) An und für sich ist das eigentlich keine sonderlich schwer zu beantwortende Frage (man muss nur etwas in den Erinnerungen kramen), aber es ist auch eine ziemlich interessante.
Das älteste Buch, das ich je gelesen habe, ist Antigone von Sophokles. Zwar in der deutschen Übersetzung (in diesem Sinne also nicht so alt wie das griechische Original, aber ich hänge mich jetzt mal nicht daran auf, dass es nur die Übersetzung war). Bis heute übrigens mein absolutes Lieblingsbuch, das wir in der Schule behandelt haben. Ich hab ja eine Schwäche für Dramen. Ich habe auch mal begonnen, die Iliad (die in englischer Übersetzung) zu lesen, aber weil ich sie nur angefangen und nicht beendet habe, zähle ich sie hier mal nicht.
Das älteste Original, mit dem ich es je zu tun hatte, waren eine Reihe mittelenglischer Texte, die ich Ende letzten Jahres für meinen Introduction to Middle English Literature Kurs gelesen habe. Hier, zugegeben, vor allem die Übersetzungen, aber natürlich nicht ganz ohne die Originale auch anzuschauen. Normalerweise hätten wir nur die Originale gelesen, aber der Kurs war dieses Jahr verkürzt, weshalb wir vor allem Übersetzungen gelesen haben. Übersetzungen ins Englische, übrigens, weil mittelalterliches Englisch eine ganze Menge Sprachen für sich ist — so Prä-Einigung, was die Rechtschreibung und Grammatik angeht.
Wenn ich ganz pingelig sein wollte, könnte ich jetzt natürlich die Lateinübersetzungen von Cicero-Texten aus den Hinterkammern meines Gedächtnisses hervorkramen, die wir in der Oberstufe gemacht haben. Ich kann euch allerdings (realistischer betrachtet) versichern, dass ich ein sehr fauler Lateinschüler war und deshalb nie so viel Energie in diese Übersetzungen gelegt habe, dass ich hier wirklich ein Recht habe mit irgendetwas aufzutrumpfen. Die einzige Person bei uns im Haushalt, die das darf, ist mein Freund, der, in Rom geboren und aufgewachsen, wesentlich intensiveren Latein- und Altgriechisch-Unterricht hatte als ich.
So wirklich zum Vergnügen lese ich meist eher Texte, die entweder Shakespeare oder ’Post-Shakespeare’ sind (mit gelegentlichen Ausflügen in richtig alte Texte wie die Iliad oder die Odyssee). Und auch davon lese ich nicht so viel, wie sie eigentlich verdient hätten. Vor allem, wenn man bedenkt, wie gern ich Dramen lese und wie großartig diese Texte sind. Das hört sich jetzt übrigens viel intellektueller an als ich eigentlich bin. Shakespeare hat diese legendäre Aura um sich, dass man ganz schnell vergisst, dass er ein Schreiber für die Massen war. Wenn man mit dem Englisch nicht klar kommt, ja, gut, aber die Übersetzungen lesen sich wirklich flüssig. Muss man sich ein bisschen an die Sprache gewöhnen? Ja. Aber dauert das sonderlich lang? Eigentlich nicht.
Das ist übrigens der Fall mit einer ganzen Menge dieser alten Werke. Das, was sie in den meisten Fällen schwer macht, ist eine andere Art zu schreiben und zu sprechen, an die man sich gewöhnen muss. Wenn man darüber hinaus kommt, sind sie nicht mehr kompliziert. Und vor allem, wenn man Texte ansieht, die nicht ganz so alt sind, aber auch als Klassiker gelten (denk: Charles Dickens oder Jane Austen), dann muss man sich davor schon gar nicht fürchten. (Ich weiß, dass sich natürlich nicht jeder vor alten Texten fürchtet, aber ich habe manchmal das Gefühl, wesentlich mehr Leute tun es als nötig wäre.) Sowohl Dickens als auch Austen haben für die Massen geschrieben. Shakespeare auch. Heinrich Heine war ein Bestseller-Autor. Goethe und Schiller ebenfalls. Sie haben alle großartige Bücher geschrieben, aber definitiv keine unlesbar komplizierte. So, schön, dass wir das auch mal geklärt haben.
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Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.
Lauter&Leise 
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