Die Montagsfrage #129 – Hat sich dein Stil beim Verfassen von Blogbeiträgen/Rezensionen über die Jahre verändert? (Bücher wie Sterne)

Hallo meine Lieben und willkommen zurück zu einer neuen Woche und – ihr erahnt es bereits – einer neuen Montagsfrage. Ich bin frisch erholt und (soweit das meine Haut eben zulässt und im weitesten Sinne des Wortes) sogar etwas gebräunt von meinem Kurztrip zurück und habe heute die Montagsfrage-Steller-Ehre, die letzte Montagsfrage vorzustellen, die von einem der wöchentlichen Teilnehmer vorgeschlagen wurde.

Auch wenn ich darüber schon ein wenig vor ein paar Montagsfragen gesprochen habe, möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die Fragen bedanken, die um die 100. Montagsfrage von euch gestellt wurden (oder im Nachgang noch in mein Postfach getrudelt sind). Es waren wirklich einige tolle Fragen dabei, deren Beantwortung mir viel Freude bereitet hat – und ich hoffe, ihr hattet ebenfalls Spaß mit ihnen. Natürlich freue ich mich an dieser Stelle, ab nächster Woche wieder Fragen zu stellen, die mir schon seit geraumer Zeit unter den Nägeln brennen, aber eure Fragen zu hören, war sehr interessant. Danke an alle, die sie mit mir (und damit auch mit den anderen Teilnehmern der Montagsfrage) geteilt haben!

Aber nun, ohne weitere Umschweife, zum eigentlichen Thema dieses Posts: Der heutigen Frage, netterweise vorgeschlagen von Jay von Bücher wie Sterne. Vielen Dank!

Hat sich dein Stil beim Verfassen von Blogbeiträgen/Rezensionen über die Jahre verändert? (Bücher wie Sterne)

Ich schreibe momentan keine Rezensionen, weshalb ich zu Rezensionen spezifisch nichts sagen kann. Würdeich allerdings heute Rezensionen schreiben, würde ich mehr Wert darauf legen, die Bücher, die ich rezensiere, in einen weiteren Kontext einzubinden (z.B. „Wenn du dieses Buch mochtest, dann magst du wahrscheinlich auch das“). Das ist etwas, das ich selbst an Rezensionen sehr mag und würde ich momentan selbst welche auf die Tastaturen hauen, wäre es eine Ergänzung, die ich vornehmen würde. Nicht ganz Stil- und mehr Inhalts-Veränderung, aber das ist mir an dieser Stelle spezifisch für Rezensionen eingefallen, so here you go.

Bezüglich Beiträge im Allgemeinen allerdings kann ich einiges sagen. In erster Linie, dass ich denke, dass das Verfassen von Beiträgen für mich über die Jahre etwas formeller geworden ist, ohne gleichzeitig steif zu werden (hoffe ich jedenfalls). Das ist im Laufe des Älter-Werdens wohl eine recht natürliche Entwicklung: Ich habe im Sommer 2014 mit dem Bloggen angefangen, damals kurz vor der Oberstufe stehend und noch ein bisschen gewillter meine Beiträge mit Smileys, Klammern und Onomatopoesie aufzupeppen. Das hat sich über die Jahre etwas gemäßigt – ich benutze wesentlich weniger Klammern und wesentlich mehr Punkte und ich denke, dass ich etwas schneller auf die eigentliche Botschaft eines Beitrages komme als in den Tiefen meiner Oberstufenzeit.

Versteht mich nicht falsch, ich sehe das eher als eine neutrale Entwicklung als eine sonderlich positive oder sonderlich negative. Manchmal verwirre ich mich auf meine alten Blogspot-Beiträge und muss schmunzeln, weil sich mein Schreiben von damals sehr locker-luftig-frei-wie-nichts liest und ich meine manischen Schachtelsätze ab und an durchaus vermisse. Mit all ihren Klammern, Fußnoten und schlechten Wortwitzen versteht sich. Gleichzeitig denke ich allerdings auch, dass die gezielte Auswahl von Stilmitteln meinem Schreiben allgemein gut getan hat und ich besser darin geworden bin, gemäßigter zu sein (das hört sich ein bisschen komisch an, ich meine es im Sinne von „nicht zu viel, nicht zu wenig, gutes Mittelmaß“-gemäßigt). 

Davon abgesehen sind meine Beiträge momentan weniger autobiografisch als sie noch vor ein paar Jahren waren. Auch das: Nicht per se negativ, nicht per se positiv – einfach eine Entwicklung. Ich mag es persönlich, wenn Blogposts eine persönliche Note haben, weshalb ich zu Beginn meiner Posts immer darüber spreche, was gerade so los ist und wohin der Wind sich diese Woche eben dreht. Allerdings ist mir seit einigen Monaten immer weniger danach – nicht nur auf WordPress, sondern auch auf Instagram, wo ich eine ganze Weile längere Posts verfasst habe und seit letztem November damit pausiere. 

Solche Phasen habe ich manchmal, hatte ich bereits in der Vergangenheit. Nichts an ihnen ist dramatisch, manchmal ist öffentliches Schreiben über dies und jenes für mich einfach ein gutes Outlet – und manchmal nicht. Und momentan sind wir eben in der Nicht-Phase. Die Phase beeinflusst allerdings (im Vergleich zu vergangenen Nicht-Phasen) nicht, ob ich überhaupt Blogposts veröffentliche. Einfach, weil meine Posts sich generell weniger um meinen momentanen privaten Hintergrund drehen und deshalb auch leichter zu schreiben sind, wenn ich gerade nicht über mich selbst reden will (oder zumindest nur ein bisschen). Aber verzagt nicht, Leser, die sich brennend dafür interessieren, welcher Fruchtsaft momentan das Objekt meiner Begierde ist oder welche Klausuren-Phase mich gerade stresst – der Wind dreht sich irgendwann bestimmt wieder und dann bin ich auch auf WordPress wieder ganz mein Oversharing-Selbst.

Die interessantere Frage an dieser Stelle wäre natürlich nicht, wie sich der Stil von Beiträgen verändert hat, sondern warum er sich verändert hat. Wieso habe ich Phasen, in denen ich der ganzen Welt die kleinsten Details meines Lebens mitteilen will? Weshalb schreibe ich heute formeller als damals? Warum weniger Klammern? Warum mehr auf den Punkt? In erster Linie natürlich (man mag es nicht glauben, es ist allerdings wirklich passiert), weil ich etwas erwachsener geworden bin. Ich arbeite seit 2017 bei einem Magazin (was ich ja auch nur dreizehn Mal in jedem einzelnen Beitrag von mir erwähne, aber falls ihr es vergessen haben solltet, wisst ihr es jetzt), was mein Schreiben etwas mehr geschliffen hat – vor allem im Englischen. (Während mein Stil dadurch generell viel Positives mitgenommen hat, leidet mein Deutsch darunter manchmal ein bisschen, um ganz ehrlich zu sein. Also wer hier jetzt wegen falscher Komma-Setzung schon die Mistgabel schleift: Denkt daran, dass ich seit fünf Jahren professionell fast ausschließlich auf Englisch schreibe und nur privat auf Deutsch, wo mich meistens niemand korrigiert.)

Allerdings – und deshalb sind meine Beiträge manchmal weniger privat und vielleicht auch etwas weniger manisch, weil ich schlicht und ergreifend ein etwas verstärktes Bewusstsein dafür besitze, wer was ließt und was ich wirklich mit der Welt teilen will. Versteht mich nicht falsch, ich lese (nicht primär, weil ich ein bisschen narzisstisch bin und eher, weil ich gerade diesen Beitrag in Referenz zu älteren Beiträgen von mir schreibe) heute mit Freude die ellenlangen tagebuchartigen-Beiträge von Antonia 2017. Allerdings weiß ich auch, dass es mir 2017 sehr schlecht ging und mich fröhliche Beiträge damals einfach ausgezehrt haben und aufgrund des hohen Das-ist-gerade-los-Anteils Beiträge irgendwann vollkommen aufgehört haben, weil ich über bestimmte Dinge einfach nicht schreiben konnte – aber sie auszulassen die Essenz meiner Beiträge kaputt gemacht hätte. 

Momentan, wie ich oben bereits geschrieben habe, sind meine Beiträge weniger darauf gebaut, was gerade in mir vorgeht, weshalb ich auch schreiben kann, wenn ich gerade nicht über meine Woche schreiben will – und das ist eine Perspektive auf das Bloggen, die ich für eine Weile einfach gebraucht habe und, in gewisser Weise, immer noch brauche. Nicht, weil es mir momentan schlecht geht, sondern einfach, weil es mir sehr lang sehr schlecht ging und ich immer noch kalibriere, wo genau gesunde Grenzen für mich liegen. Vielleicht gehe ich mir in einigen Monaten oder Jahren durchschnittlich nur noch 5% des Tages selbst auf den Zylinder und es macht mir dann nichts mehr aus, auch darüber offen zu schreiben, aber so lang die Zeiten, in denen ich wesentlich verletzlicher war, noch nicht so lang zurückliegen, lasse ich die Beiträge in der Kategorie „öffentliches Tagebuch“ noch ein bisschen ruhen – so sehr ich sie auch mag. (Einige von euch werden vielleicht denken „niemand fragt dich danach, öffentlich Tagebuch zu führen“ – ja, dessen bin ich mir bewusst. Ein bisschen narzisstisch, wie bereits erwähnt, aber so geblendet von mir selbst dann auch wieder nicht. Ich schreibe einfach gern direkt vom Herzen, aber für diesen hohen Grad an Offenheit brauche ich auch wirklich den Nerv. Und es ist ja nicht so, als würde mich hier jemand drängen.)

Das ist jedenfalls meine momentane tiefenpsychologische Analyse. Ich behalte mir absolut vor, sie in einigen Monaten umzuwerfen ­– man darf sich, wenn man so jung ist wie ich, noch mit gutem Gewissen nicht vollkommen kennen. Aber ich denke, die letzten Jahre bin ich schon besser darin geworden, zu verstehen, was gerade wirklich los ist und wieso ich die Dinge tue, die ich tue (oder eben nicht). Abgesehen davon, dass ich manchmal einfach nur vollkommen irrational bin, aber das ist ja, was dem Leben meiner Familie, meiner Freunde und mir die gewisse Würze gibt. Kann man sich ganz sicher sein, wieso ich in manchen Momenten einfach vergesse, wie man richtig isst und dann meine beste Freundin ausversehen mit einem halben Stück Pizza abwerfe? Nicht wirklich. Aber es ist eine ausgezeichnete Anekdote. Doch ich schweife ab, ich merk schon…

Nun, dafür, dass ich mir diese Woche eigentlich sicher war, nicht sonderlich viel zu diesem Thema sagen zu können, ist dieser Beitrag schon ganz schön eskaliert (und war dann sogar noch semi-emotional für eine Montagsfrage – wer hätte es gedacht?). Umso gespannter bin ich deshalb zu lesen, was ihr so zu dieser Frage zu berichten habt. Ich freue mich schon sehr auf eure Antworten und danke Jay an dieser Stelle noch einmal für diese super Abschluss-Frage, bevor ich nun wieder zu meinen eigenen übergehe.

Habt eine gute Woche und passt auf euch auf!

Ihr wollt euren Beitrag teilen? Um ihn verlinken zu lassen, kommentiert bitte mit einem Link unter diesen Post. Ich verlinke anschließend in chronologischer (Kommentar-)Reihenfolge. Das Banner darf natürlich kopiert werden. 

Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.

  1. Aequitas et Veritas
  2. Der Büchernarr
  3. schriftweise
  4. wortmagieblog
  5. Wordworld
  6. Minor Herba
  7. Andreas Kück Leselust
  8. Kiras kleine Leseecke
  9. Mein Senf für die Welt

Posted

in

by

Tags:

Comments

19 Antworten zu „Die Montagsfrage #129 – Hat sich dein Stil beim Verfassen von Blogbeiträgen/Rezensionen über die Jahre verändert? (Bücher wie Sterne)”.

  1. Avatar von Montagsfrage. | Aequitas et Veritas

    […] Hat sich dein Stil beim Verfassen von Blogbeiträgen bzw. Rezensionen über die Jahre verändert? […]

    Like

  2. Avatar von Aequitas et Veritas

    Guten Morgen! Bevor ich die Woche in Angriff nehme, hier mein Beitrag zu dieser interessanten Frage:

    Montagsfrage.

    Gefällt 1 Person

  3. Avatar von Der Büchernarr

    Guten Morgen zusammen,

    bevor ich in die Sommerpause entschwinde, mein Beitrag:
    https://buechernarr.org/montagsfrage-129-hat-sich-dein-stil-beim-verfassen-von-blogbeitraegen-rezensionen-ueber-die-jahre-veraendert/

    Viele herzliche Grüße
    Frank

    Gefällt 1 Person

    1. Avatar von Antonia Leise

      Hab eine gute Sommerpause und erhol dich gut! Schön, dass du vor der Pause noch einmal dabei warst 🙂

      Like

    1. Avatar von Antonia Leise

      Super! Dann erhol dich gut! 🙂

      Gefällt 1 Person

  4. Avatar von wortmagieblog

    Hallo Antonia,

    ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass sich mein Schreibstil weiterentwickelt hat. Vor einigen Jahren habe ich nämlich den direkten Vergleich gewagt und meine allererste Rezension korrigiert und neu geschrieben. Wer wissen möchte, wie das ausging, hier mein Beitrag zur heutigen Frage:

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Viele Grüße,
    Elli

    Gefällt 1 Person

    1. Avatar von Antonia Leise

      Das ist ein sehr interessanter Absatz, den ich definitiv mal im Hinterkopf behalte und vielleicht irgendwann einmal von dir klaue (natürlich mit Verlinkung und nur, wenn es dir nichts ausmacht :P). Ich seh die Entwicklung meines Schreibstils noch viel extremer bei den Dingen, die ich über die Jahre außerhalb des Blogs geschrieben habe. Aber so einen direkten Vergleich bzgl. der Rezensionen auf dem Blog zu stellen, ist schon sehr interessant. Ich bin gespannt, welche Schlüsse du daraus gezogen hast.

      Gefällt 1 Person

  5. Avatar von Sophia (Wordworld)

    Hallöchen,

    vielen Dank für die mal wieder sehr spannende Frage, Jay, die mich dazu gebracht hat, ganz schön viel über meine Entwicklung als Bloggerin nachzudenken. Hier das Ergebnis meiner gedanklichen Ergüsse: https://w0rdw0rld.blogspot.com/2021/07/montagsfrage-19072021.html

    Liebe Grüße
    Sophia

    Gefällt 1 Person

  6. Avatar von Montagsfrage: Veränderungen als Blogger? | Unkraut vergeht nicht….oder doch?

    […] Wer nicht weiß, was die Montagsfrage eigentlich ist, kann hier nachlesen und zur aktuellen Montagsfrage (mit Teilnehmerliste) geht es hier. […]

    Like

  7. Avatar von Kira☆DeKira 🐖 (@Kirie_Pie)

    Hallo 🙂

    Es ist zwar etwas spät, aber immer noch Montag 😉
    Bin auch wieder mit dabei: https://blog.kiranear.moe/2021/07/montagsfrage-188-veranderung-beim.html

    Lg,
    Kira

    Like

    1. Avatar von Antonia Leise

      Die Frage hat ja zum Glück keine Zeitbeschränkung, da sind wir ganz entspannt 😉

      Like

  8. […] Heute fragt Antonia von Lauter & Leise stellvertretende für Jay von Bücher wie Sterne folgendes: […]

    Like

  9. Avatar von Mein Senf für die Welt

    Sei gegrüßt Antonia.

    Hier mein leicht verspäteter Beitrag: https://darkfairyssenf.de/2021/07/20/montagsfrage-veraenderter-stil/

    Liebe Grüße
    Marina

    Gefällt 1 Person

  10. Avatar von Die Montagsfrage #130 – Tabuthemen der Literatur? – Lauter&Leise

    […] nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen […]

    Like

  11. Avatar von Wie veränderten sich meine Beiträge? - Bücher wie Sterne

    […] Die Montagsfrage, die ich mir für heute ausgesucht habe, stammt vom 19. Juli 2021. Während dieser Zeit steckte ich tief in meiner großen Leseflaute in die mich Schwarzer Sold gebracht hat. Es geht um die Frage, ob sich meine Rezensionen im Laufe der Jahre verändert haben. Witzigerweise war die Frage damals von mir im Vorfeld vorgeschlagen worden. Allerdings habe ich sie selbst noch nicht beantwortet. Die Montagsfrage hostete im Juli 2021 noch Antonia vom Bücherblog Lauter & Leise. […]

    Like

Hinterlasse einen Kommentar