Hallo meine Lieben und willkommen zurück zu einer weiteren Woche und – ihr erahnt es bereits – damit auch einer weiteren Montagsfrage. Ich muss mich in erster Linie bei euch für die heute etwas verspätete Veröffentlichung entschuldigen. Mein momentaner Urlaub (so schön er auch ist) hat dafür gesorgt, dass ich die Tage diese Woche ein bisschen durcheinandergewürfelt habe. Ich war bis vor ungefähr fünf Minuten nämlich noch felsenfest davon überzeugt, heute wäre Sonntag.
Ich hoffe, auch mit verspäteter Montagsfrage seid ihr bereits gut in die Woche und (aus einigen Kommentaren von letzter Woche zu schließen, trifft das zumindest auf einige zu) ebenso gut in den Urlaub gerutscht. Ich komme jetzt einfach direkt auf den Punkt und zum eigentlichen Thema der heutigen Frage, momentan passiert bei mir zumindest nichts sonderlich Erwähnenswertes (was erklärt, wieso ich schon die ganze Woche einen Tag hinterherhinke).
Tabuthemen der Literatur?
Zensur ist im Prinzip ja schon fast so alt wie die Menschheit selbst. Und obwohl Zensur des geschriebenen Wortes erst mit… Nun ja, der vermehrten Verbreitung des geschriebenen Wortes so wirklich zugenommen hat, gab es wohl immer schon Tabuthemen, über die nicht geschrieben (oder die nicht vorgetragen) werden durften. Und natürlich gibt es durch die Geschichtsschreibung hinweg wahrscheinlich mehr Beispiele von Tabubrüchen als man realistisch zählen kann – manche, die heute als Klassiker der Weltliteratur gelten (oder zumindest nicht mehr sonderlich viele Menschen schockieren können).
Natürlich ist es eine schöne Idee zu denken, dass wir wesentlich offener sind, was die Tabus in unserer Gesellschaft angeht, als noch vor einigen hundert Jahren (oder vor einigen Jahrzehnten). Aber selbst in einer aufgeschlossenen Gesellschaft gibt es immer wieder Reibungspunkte bezüglich Themen, bei denen man sich fragt, ob und wie darüber geschrieben werden sollte. Ob dieses Abstecken von Tabuthemen Sinn macht oder nicht – darüber geht es bei der heutigen Frage. Gibt es Tabuthemen für euch? Sollte es Tabuthemen geben? Kann heute über alles geschrieben werden – oder gibt es Grenzen?
Persönlich würde ich sagen, dass es pauschal kein Thema gibt, über das man nicht schreiben kann – selbst wenn Themen aufgegriffen werden, die weites gehend als Tabuthemen gelten. Und vielleicht ist es gerade wichtig, über Tabuthemen zu schreiben, um ihnen eben genau dieses Tabu zu nehmen und in eine offene Diskussion über richtig und falsch zu treten, statt eine einfache und unveränderliche Antwort zu akzeptieren.
Allerdings – und das macht für mich einen massiven Unterschied – gibt es durchaus einen Unterschied, wie über Dinge geschrieben wird. Es ist beispielsweise generell kein Problem für mich, wenn ein Buch ein so sensibles Thema wie Pädophilie aufgreift – das ist natürlich harter Tobak, aber wenn über dieses Thema zu schreiben Sinn für die Geschichte macht, wenn es einen Grund gibt, aus dem sich der Autor mit dem Thema auseinandersetzt, wenn es sinnvoll verarbeitet wird, dann finde ich es sogar wichtig, diese Art von harten Themen aufzugreifen.
Aber wenn Themen wie Pädophilie in einem Buch aufgegriffen werden, ohne dass die Geschichte sich per se verändern würde, wenn man einfach das Alter der Minderjährigen Person auf ein legales Alter hochschrauben würde – oder wenn sexuelle Gewalt (an Minderjährigen spezifisch, aber auch sexuelle Gewalt im Allgemeinen) romantisiert wird, ziehe ich eine Grenze. Man kann schwierige Themen aufgreifen, aber wie man schwierige Themen aufgreift, ist eine komplett andere Geschichte.
Natürlich könnte man an dieser Stelle argumentieren, dass sich die gesellschaftliche Sicht auf bestimmte Themen über die Jahrzehnte hinweg sehr ändern kann. Aber man könnte genauso gut argumentieren, dass bestimmte universelle Tabus sich nicht ändern. Sexuelle Gewalt (etwas zu dem, um bei meinem Beispiel zu bleiben, Pädophilie immer zählt) ist universell nichts, was man verteidigen kann oder je verteidigen konnte. Mord eines Unschuldigen ist universell nichts, was man verteidigen kann oder je verteidigen konnte. Natürlich gibt es noch wesentlich mehr Beispiele solcher Themen – aber ich denke, ihr versteht, was ich meine. Man kann also über die Richtigkeit vieler Dinge diskutieren, aber nicht über alles.
Und so sehr ich auch dafür bin, keine Grenzen bezüglich „Tabus“ zu ziehen, so sehr denke ich, muss ein Autor auch den schwierigen Themen, über die er sich entscheidet zu schreiben, gerecht werden. Und, noch viel wichtiger, die Möglichkeit über ein schwieriges Thema zu schreiben, bedeutet nicht, dass ein Autor nicht kritisiert werden sollte, wenn er statt über ein Thema aufzuklären, zum Schaden, der durch eine Sache geschieht, durch seine Bücher beiträgt. (Was ich damit meine ist, ein Thema zu romantisieren, obwohl die Romantisierung dieses Themas realen Schaden bringt – z.B. sexuelle Gewalt in Büchern zu romantisieren, bzw. zu normalisieren, wenn das dazu führt, dass sexuelle Gewalt in der Realität durch diese Art von Werken „gesellschaftsfähiger“ gemacht wird.)
Das ist natürlich generell ein ziemlich schwieriges Thema – vor allem für so spät im Juli und so nah an den Ferien. Aber ich würde mich trotzdem sehr interessieren, was ihr dazu zu sagen habt und freue mich auf eure Antworten. Habt einen guten Start in die Woche und passt auf euch auf!
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Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.
Lauter&Leise 
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