Die Montagsfrage #140 – Ghostwriter-Bücher?

Hallo meine Lieben und willkommen zurück (ihr kennt ja bereits meinen Standard-Satz) zu einer neuen Woche und damit, wie immer, auch einer neuen Montagsfrage. Ich habe mich leider letzte Woche schon ein bisschen zu früh gefreut, was die Genesung von meinen körperlichen Leiden angeht, und lag die Hälfte der Zeit tatsächlich wieder einmal flach. Das ist im Moment ein bisschen ungünstig, weil ich nächste Woche mein erstes Examen schreibe – aber wie sagt man so schön? The show must go on? Tja, das muss sie wohl.

Abgesehen davon, dass es mir gesundheitlich immer noch nicht so richtig gut geht, war die letzte Woche eigentlich ganz schön. Es wird herbstlich (nachdem es ja die letzten Wochen – zumindest bei uns – noch mehr nach spätem Sommer als Mitte-ende Herbst ausgesehen hat) und drinnen wird alles ein bisschen kuscheliger. Ich mag den Herbst eigentlich sehr gern, auch wenn ich auf den Regen beim Radfahren verzichten könnte. Und weil es ja im (wortwörtlichen) Geiste des angehenden Halloween-Fests ist, habe ich (wenn auch rein zufällig, geb ich ja zu) für diese Woche eine thematisch passende Geister-Frage ausgewählt. Und zwar:

Was ist eure Meinung über Bücher, die von einem Ghostwriter geschrieben wurden?

Ich bin da ganz ehrlich mit euch: Ich habe kein Problem, wenn jemand eine Geschichte erzählen will und selbst nicht schreiben kann. Ganz ehrlich, das ist keine Schande. Ein Buch zu schreiben ist viel Arbeit und ein gutes Buch zu schreiben braucht viel Training (und sicherlich auch ein bisschen Talent). Und es ist natürlich klar, dass nicht jeder die Zeit und/oder die Erfahrung besitzt, seine Geschichte aufzuschreiben. Womit ich allerdings ganz ausdrücklich ein Problem habe, ist, wenn jemand darüber lügt, was er erarbeitet hat – und was eben nicht.

Finde ich es also schlimm wenn irgendeine berühmte Person ihre Biographie veröffentlichen möchte? Absolut nicht! Es kann ja letztendlich jeder selbst entscheiden, ob die Biographie lesenswert ist oder nicht. Aber so zu tun als hätte man seine Geschichte auch selbst geschrieben, ist nicht in Ordnung. In erster Linie, weil es irreführend für den Leser ist, der ein Buch (sonst gäbe es ja keinen Grund, einen Ghostwriter zu beschäftigen) primär für einen Namen gekauft hat (oder zumindest für einen Namen auf es aufmerksam geworden ist). Und weiterhin, weil es ein falsches Bild davon aufstellt, wie leicht es ist, ein Buch zu schreiben.

Die meisten Leute, die schreiben und veröffentlichen (wenn nicht sogar alle Leute die schreiben und veröffentlichen) haben oft schon viele Jahre Schreiberfahrung gesammelt, bevor sie ein Buch geschrieben geschweige denn ein Buch veröffentlicht haben. Unabhängig davon, ob die Erfahrung in Form von einem Uniabschluss, viel Schreiben von Fanfiction, viel Schreiben für sich selbst, irgendetwas anderem oder allem zusammen gesammelt wurde. Schreiben ist nicht nur Talent, schreiben ist auch sehr viel technische Ausführung – und die muss antrainiert werden. Und das – da spreche ich aus Erfahrung – bei jeder Art von Schreiben aufs neue.

Ich schreibe sehr anders auf dem Blog als für das Magazin, für das ich arbeite, und wieder ganz anders für die Uni und für Buchkapitel. Natürlich hilft es generell, Erfahrung zu haben – aber selbst mit einigen Jahren Erfahrung im Schreiben für die Uni oder die Arbeit muss ich mich in neue Genres erst einmal fünf Minuten reindenken. Es geht schneller, ganz klar – und liefert meist ganz gute Ergebnisse, aber eine Kolumne hat andere Regeln als ein investigativer Artikel als eine Rezension als ein wissenschaftliches Paper. Und mit Büchern ist das ganz genauso. Nur dass Schreiben da viel weniger Mittel zum Zweck ist und viel mehr „Regel gelernt? Gut, dann spiel ein bisschen damit, sonst wird es für den Leser langweilig.“

Vielleicht gibt es einige Leute, die sich hinsetzen, noch nie zuvor geschrieben haben und sofort einen perfekten Roman raushauen, der veröffentlicht werden kann. Aber die meisten Menschen, die ich kenne, die an Romanen arbeiten oder bereits Romane veröffentlicht haben, haben meist Jahre gebraucht, um auf ein Level zu kommen, das veröffentlicht werden konnte. Und würden (mal ganz davon abgesehen) sicherlich zustimmen, wenn jemand sagt, dass die heute veröffentlichten Romane besser sind als die, die vor fünf Jahren herausgebracht wurden.

Wenn jetzt also jemand einen Ghostwriter anheuert und danach so tut als wäre das nicht der Fall gewesen und die Schreibarbeit wurde selbst gemacht, dann hab ich damit ein Problem, weil es zu der Idee beiträgt dass ein Buch zu schreiben etwas ist, das man nebenbei und ohne jedwedes Training (nicht einmal per se formell, sondern wirklich im informellsten Sinne) machen kann. Natürlich kann jeder ein Buch schreiben – ich würde vielleicht sogar so weit gehen, dass jeder ein recht solides Buch schreiben könnte. Aber so etwas macht eben Arbeit und braucht Zeit und Erfahrung. Und wer nicht bereit ist das zu investieren, der sollte sich meiner Meinung nach am Ende nicht hinstellen dürfen und Gegenteiliges behaupten.

Wie gesagt, ich finde es per se überhaupt nicht problematisch, wenn Autobiographien – oder vielleicht (obwohl ich das persönlich etwas fragwürdiger finde) sogar Romane – von Ghostwritern geschrieben werden, aber dann sollte das auch offen so kommuniziert werden. Alles andere ist einfach nur eine Lüge, die weder den Lesern noch der Berufsgruppe gerecht wird.

Aber wie sehr ihr das? Steht ihr Büchern, die von Ghostwritern geschrieben werden auch so kritisch gegenüber oder habt ihr da eine ganz andere Meinung? Lasst es mich wie immer in euren eigenen Beiträgen und/oder den Kommentaren wissen. Ich freue mich auf eure Antworten!

Ihr wollt euren Beitrag teilen? Um ihn verlinken zu lassen, kommentiert bitte mit einem Link unter diesen Post. Ich verlinke anschließend in chronologischer (Kommentar-)Reihenfolge. Das Banner darf natürlich kopiert werden. 

Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.

  1. Der Büchernarr
  2. wortmagieblog
  3. Aequitas et Veritas
  4. Kiras kleine Leseecke
  5. Wordworld
  6. schriftweise
  7. Andreas Kück Leselust
  8. Bücherwurm für Bücherfans

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Comments

15 Antworten zu „Die Montagsfrage #140 – Ghostwriter-Bücher?”.

  1. Avatar von Der Büchernarr

    Der Vorteil davon, dass Antonia ihre Montagsfrage um Mitternacht freischaltet? Es sind gerade Ferien, ein Teil der Familie ist außer Haus und ich warte eh noch auf den anderen Teil. Also überbrücke ich die Wartezeit mit der Montagsfrage, die heute als ganz große Ausnahme zu später (oder früher?) Stunde kommt:

    https://buechernarr.org/montagsfrage-140-was-ist-eure-meinung-ueber-buecher-die-von-einem-ghostwriter-geschrieben-wurden/

    Allen einen guten Start in die neue Woche
    Frank

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    1. Avatar von Antonia Leise

      Ja, wenn man so spät wach ist, dann ist eine sehr frühe (oder sehr späte?) Montagsfrage wirklich von Vorteil. Schön, dass du diese Woche wieder mit dabei warst!

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  2. Avatar von wortmagieblog

    Guten Morgen Antonia,

    ich kann deine Meinung zum Ghostwriting verstehen. Ich teile sie allerdings nicht. Ich finde nicht, dass Ghostwriting proaktiv öffentlich gemacht werden muss. Auf Nachfrage, ja, aber nicht ohne Anlass. Dann könnte man gleich mit Co-Autor_innen arbeiten. Wieso ich finde, dass die Illusion, die Ghostwriting erzeugt, diesen Kniff wert ist, beshreibe ich in meiner heutigen Antwort.

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

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    1. Avatar von Antonia Leise

      Ich freu mich schon sehr, deine Antwort im Detail zu lesen. Wie gesagt, ich habe halt meine Meinung über Bücher, die von Ghostwritern geschrieben wurden, aber ich finde, dass das Thema wirklich viel Raum lässt bei der Entscheidung was okay ist und was nicht – je nachdem welche Argumente jemand bringt.

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  3. Avatar von Montagsfrage. | Aequitas et Veritas

    […] Was ist eure Meinung über Bücher, die von einem Ghostwriter geschrieben wurden? […]

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  4. Avatar von Aequitas et Veritas

    Schwierige Frage. Ich persönlich gehe vermutlich davon aus, dass die berühmte Person eh nicht in der Lage ist, ihre Autobio selbst zu verfassen. Aber ehrlicher fände ich es wahrscheinlich schon, wenn der Name des Ghostwriters irgendwo angegeben wäre.

    Montagsfrage.

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  5. Avatar von Kira☆DeKira 🐖 (@Kirie_Pie)

    Hallo 🙂

    Einen schönen Montag wünsche ich! Bin auch heute wieder mit dabei, auch wenn ich zu dem Thema kaum Erfahrungen habe: https://blog.kiranear.moe/2021/10/montagsfrage-195-ghostwriter.html

    Lg,
    Kira

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  6. Avatar von Sophia (Wordworld)

    Hallöchen zusammen,

    nachdem ich letzte Woche pausieren musste, bin ich heute auch wieder mit einer kurzen Antwort dabei:

    https://w0rdw0rld.blogspot.com/2021/10/montagsfrage-18102021.html

    Liebe Grüße
    Sophia

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    1. Avatar von Antonia Leise

      Schön, dass du wieder mit dabei bist! 🙂

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  7. Avatar von Andreas Kück - .LESELUST

    Moin Moin!

    Auch in dieser Woche gibt´s von mir erst am Dienstag eine Antwort (…ein Umstand, der zukünftig wohl häufiger zutreffen wird), und ich hoffe, er findet trotzdem Eure Aufmerksamkeit:

    MONTAGSFRAGE #140: Was haltet Ihr von Büchern, die von einem Ghostwriter geschrieben wurden?

    Gruß
    Andreas

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    1. Avatar von Antonia Leise

      Dienstag ist ja auch ein guter Antwort-Tag, die Montagsfrage hat ja (zum Glück) keine zeitliche Beschränkung 🙂

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  8. Avatar von Christin

    Hallo Antonia,
    mit einiger Verspätung kommt auch hier mein Beitrag https://buchundco.blogspot.com/2021/10/montagsfrage-18102021-ghostwriter-bucher.html. Mir ist der Autor ja meist eh schnuppe. Und bei Biographien kann man den „Ghostwriter“ ruhig mit hin schreiben. So ein Buch schüttelt man ja nicht eben aus dem Ärmel. Es soll ja auch lesbar und stimmig sein. (Das Gegenteil haben wir ja auch schon erlebt.)
    Bis zur nächsten Woche.
    Liebe Grüße Christin

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    1. Avatar von Antonia Leise

      Schön, dass du wieder mit dabei warst. Bis nächste Woche! 🙂

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  9. Avatar von Die Montagsfrage #141 – Sollten Verlage/Autoren von Buchmessen ausgeschlossen werden können? – Lauter&Leise

    […] nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen […]

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