Die Montagsfrage #144 – Ergibt es Sinn, Schreibwettbewerbe und -Auszeichnungen alterstechnisch zu beschränken?

Hallo meine Lieben und willkommen zurück zu einer weiteren Woche und damit (versteht sich ja mittlerweile im Prinzip wie von selbst) zu einer weiteren Montagsfrage. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch momentan aussieht, aber in den Niederlanden friert man sich in meiner Stadt momentan gerade absolut den Hintern ab. Momentan macht Fahrradfahren also überhaupt keinen Spaß – auch wenn ich zumindest Regen-technisch letzte Woche ein bisschen Glück hatte (Kälte kann man nämlich noch aushalten, den halben Morgen pitschnass in einem Seminarraum zu sitzen ist allerdings schon unangenehm).

Jetzt wo die zweite Uniwoche nach meinen Examen begonnen hat und wir letzte Woche darüber informiert wurden, dass wir Ende November schon das nächste Examen schreiben (und nicht, wie meine Kommilitonen und ich bisher dachten, im Januar nach den Weihnachtsferien), ist es schon ein bisschen schwieriger den NaNoWriMo mit dem restlichen Alltagsgedöns unter einen Hut zu stopfen. Die ersten zwei Wochen habe ich allerdings trotzdem (und sogar ein bisschen über dem momentanen Wortziel, wer hätte es gedacht?) geschafft. Nebeneffekt davon ist allerdings, dass die einzig interessanten Dinge in meinem Leben momentan in meinem Manuskript passieren und ich irgendwann gegen um acht eigentlich schon ins Bett fallen könnte. Aber gut. Zwei Wochen geschaukelt, zwei weitere noch vor uns und ich bin ehrlich gesagt an dieser Stelle wirklich stolz, dass ich überhaupt momentan zum Schreiben komme.

Und eben weil ja generell so viel zu tun ist (nicht nur bei mir, sondern auch für alle anderen im Vorweihnachts-Wahnsinn), geht es nun direkt ohne weitere Umschweife zum eigentlichen Thema dieses Blogposts – und zwar der dieswöchentlichen Montagsfrage:

Ergibt es Sinn, Schreibwettbewerbe und -Auszeichnungen alterstechnisch zu beschränken?

Mit der heutigen Frage bewegen wir uns (man könnte fast schon sagen, anlässlich des National Novel Writing Months, der tatsächlich allerdings nicht wirklich etwas mit der heutigen Fragenauswahl zu tun hatte) etwas vom Thema Lesen weg und gehen einen Schritt zurück zur Produktion der Texte, über die wir alle auf irgendeine Art und Weise so regelmäßig bloggen. Wie ihr sicher wisst, gibt es Unmengen an Schreibwettbewerben – sei es für Kurzgeschichten, Essays oder Preise, die für bereits veröffentlichte Romane verliehen werden. Und wie vielleicht ebenfalls einige von euch wissen, werden solche Wettbewerbe oft nach Alter beschränkt. Der Gedanke dahinter ist, Jungautoren zu unterstützen und eben gerade denen, die noch nicht so lang im Geschäft sind, eine Plattform zu geben. Aber ergibt das eigentlich Sinn? Oder sollte man auf solche Altersbeschränkungen lieber verzichten?

Ich finde, dass es keine wirklich „richtige“ Antwort auf diese Frage gibt – ich kann beide Positionen (pro und contra) absolut verstehen und denke (wie bei fast allen meiner Fragen, wenn ich ganz ehrlich bin), dass man durchaus gute Argumente für beide Positionen finden kann. Ich persönlich finde, dass es zwar gut ist, junge Autoren zu unterstützen – und eine Altersbeschränkung dabei natürlich sehr nützlich sein kann. Aber um ganz ehrlich zu sein, bin ich kein sonderlich großer Freund davon, ein Ablaufdatum auf den Beginn einer bestimmten Karriere zu setzen. Es gibt eine ganze Menge Schriftsteller (inklusive einige durchaus bekannter Schriftsteller), die erst recht spät im Leben mit dem Schreiben angefangen haben. Und was ist dann genau ein Jungautor? Jemand, der erst seit, sagen wir mal, fünf Jahren Geschichten schreibt, aber schon Mitte achtzig ist? Oder jemand, der schon seit zwanzig Jahren Geschichten schreibt, aber noch unter dreißig? Beide? Theoretisch? Praktisch? Und wer sollte dann unterstützt werden?

Wer genau ein Jungautor ist, wird natürlich nicht ausschließlich am Alter festgemacht (in seiner Schriftsteller-Autobiographie schreibt Haruki Murakami ein bisschen darüber, wieso er für gewisse Preise nach seiner ersten – erfolgreichen – Veröffentlichung nicht mehr berücksichtigt wurde und wie schwierig es sein kann, abzustecken welcher Autor noch am Beginn seiner Karriere steht und welcher bereits mittendrin). Aber eben weil Alter ein recht einfach abzusteckender Maßstab ist, sollte man sich (wenn ihr mich fragt, jedenfalls) genau das als Kriterium deshalb ein bisschen genauer ansehen. Wie ich oben bereits geschrieben habe, kann man ja theoretisch jung sein, aber schon einen festen Fuß in der Karriere haben oder alt und noch ganz am Anfang. Aber genauso gut könnte man natürlich auch fragen, inwiefern diese Art von Ausnahmen deshalb darüber entscheiden sollten, dass Alter vollkommen außer Acht gelassen wird. Natürlich sind die meisten jungen Autoren auch noch relativ junge Menschen – mit steinigen Karrieren (weil Literaturbetrieb) vor sich, bei dem jede Hilfe gebraucht wird, um tatsächlich weiter Schreiben zu können, während Menschen, die erst später im Leben mit dem Schreiben beginnen, bereits finanziell gefestigter da stehen (und sicher schon einiges mehr an Erfahrungen haben).

So eine wirkliche schwarz-weiße Antwort gibt es also (jedenfalls denke ich das) nicht so wirklich. Ich fände es schön, wenn sich bei Schreibwettbewerben und Literaturauszeichnungen mehr Generationen treffen würden – weil die Literatur damit nicht nur diverser wird, sondern auch die Erfahrungen, die alle Teilnehmer (z.B. in Form von angeschlossenen gemeinsamen Workshops oder einfach nur generellem Networking) daraus mitnehmen. Und das ist ja ein Gewinn für alle. Genauso gut kann ich allerdings ebenfalls verstehen, dass vor allem ein Fokus auf unter 18-Jährige oder unter 30-Jährige gelegt wird, um Autoren gerade zu Beginn ihrer Karriere ein Standbein, Kontakte und finanzielle Mittel zu geben, ohne die viele eben nicht hauptberuflich weiter schreiben können. Und am allerbesten, wenn wir mal ganz ehrlich sind, fände ich, wenn generell mehr Mittel dazu bereit gestellt werden würden, dass junge und alte Menschen, die Geschichten schreiben, mehr Unterstützung bekommen und (in Kombination mit besseren Prozenten an veröffentlichten Werken) davon tatsächlich auch leben können. Aber das ist dann schon wieder eine ganz andere Geschichte.

Aber wie seht ihr das? Ergeben Altersbeschränkungen Sinn oder sollte man hier eher offen für alle Generationen sein, unabhängig vom Geburtsjahr? Ich freue mich (wie immer) auf eure Antworten – und wünsche allen einen guten Start in die Woche!

Ihr wollt euren Beitrag teilen? Um ihn verlinken zu lassen, kommentiert bitte mit einem Link unter diesen Post. Ich verlinke anschließend in chronologischer (Kommentar-)Reihenfolge. Das Banner darf natürlich kopiert werden. 

Noch nicht genug von der Montagsfrage? Hier geht es zur Montagsfrage der letzten Woche und hier zur Liste aller auf diesem Blog erschienenen Montagsfragen.


Posted

in

by

Tags:

Comments

15 Antworten zu „Die Montagsfrage #144 – Ergibt es Sinn, Schreibwettbewerbe und -Auszeichnungen alterstechnisch zu beschränken?”.

  1. Avatar von Montagsfrage. | Aequitas et Veritas

    […] Ergibt es Sinn, Schreibwettbewerbe und -auszeichnungen alterstechnisch zu beschränken? […]

    Like

  2. Avatar von wortmagieblog

    Guten Morgen Antonia,

    puh, heute bin ich echt überfragt. Ich habe so gar keine Ahnung von Schreibwettbewerben, daher tue ich mich mit einer Antwort wirklich schwer. Ein paar Gedanken konnte ich trotzdem festhalten:

    Montagsfrage auf dem wortmagieblog
    Liebe Grüße,
    Elli

    P.S.: Noch ein kleiner Klugscheißer-Hinweis. Die Formulierung „Sinn machen“ ist im Deutschen nicht korrekt. Etwas kann keinen Sinn „machen“, also generieren oder herstellen. Etwas kann nur Sinn ergeben. Die falsche Fomulierung ist eine Ableitung bzw. Übertragung aus dem Englischen, in dieser Sprache sagt man „It makes sense“. Sorry. Klugscheißer-Modus aus.

    Gefällt 2 Personen

    1. Avatar von Aequitas et Veritas

      Sorry, mir geht es heute wie wortmagieblog: Ich habe mich noch nie mit der Frage beschäftigt, weil ich mich auch schlicht noch nie mit Schreibwettbewerben u. ä. beschäftigt habe.

      Montagsfrage.

      Gefällt 1 Person

    2. Avatar von Der Büchernarr

      Hi Elli,
      es macht doch gar keinen Sinn, eine eingebürgerte Formulierung zu hinterfragen, auch wenn sie keinen Sinn ergibt 😬
      Viele Grüße
      Frank

      Gefällt 1 Person

      1. Avatar von wortmagieblog

        Hey Frank,

        ja, ich weiß. Aber der Klugscheißer in mir wollte das so. 😀

        Viele Grüße,
        Elli

        Gefällt 1 Person

    3. Avatar von Antonia Leise

      Danke für den Hinweis, Elli! Ich korrigier die Frageformulierung. Du weißt gar nicht, wie oft ich englische Formulierungen im Kopf hab und es dann ins Deutsche übersetze hahaha. (Aber in diesem Fall ist diese Formulierung einfach, wie es bei mir Zuhause, d.h. bei meinen Eltern, immer gesagt wurde – aber wieder was gelernt 😅)

      Gefällt 1 Person

      1. Avatar von wortmagieblog

        Mein Hinweis muss gar keine Konsequenzen haben, also fühl dich nicht gezwungen, hier irgendwas zu ändern. Wie gesagt, der Klugscheißer in mir wollte nur unbedingt, dass ich das schreibe. 😀

        Like

      2. Avatar von Antonia Leise

        Dann ist ja gut 😀 Ich hab es jetzt schon korrigiert, ich versuche nämlich so langsam festzustellen, welche Formulierungen ich alle umgangssprachlich falsch sage und eben auch im Manuskript falsch schreibe (was natürlich ein Problem ist).

        Gefällt 1 Person

  3. Avatar von Der Büchernarr

    Hallo zusammen,
    ich bin da auch ein wenig auf verlorenem Posten, habe mir aber auch ein paar Gedanken dazu gemacht:
    https://buechernarr.org/montagsfrage-144-macht-es-sinn-schreibwettbewerbe-alterstechnisch-zu-beschraenken/

    Viele Grüße
    Frank

    Like

  4. Avatar von Tala T.

    Hallo Antonia,
    schwierige Frage! Ich hab in meiner Teenager-Zeit tatsächlich öfter mal an solchen Wettbewerben teilgenommen. Das waren oft die einzigen Anlässe für mich, Kurzgeschichten zu schreiben, denn ich schreibe lieber längere Geschichten. (Geburtstagsgeschenke waren ein weiterer Anlass für Kurzgeschichten). Aber seit einiger Zeit bin ich leider nicht mehr jung genug dafür 😉
    Für AutorInnen sind Wettbewerbe, glaube ich, toll, um auf sich aufmerksam zu machen. Zumindest könnte man mit einem Preis sein Buch schmücken – ich lese da öfter „Nominiert für …“ oder ähnliches. Das verleiht einen gewissen Wert.
    Aber da man durch Selfpublishing heute zumindest nicht mehr das Problem hat, dass man ein Buch nicht veröffentlichen kann, wenn sich kein Verlag dafür begeistert, dann könnten Wettbewerbe ja zumindest in diesem Bereich Preise verleihen. Gibt es vermutlich auch.
    LG und dir eine schöne, wenn auch kalte Woche und noch viel Erfolg beim Schreiben, Tala

    Gefällt 1 Person

  5. Avatar von Kira☆DeKira 🐖 (@Kirie_Pie)

    Hallo^^

    Einen schönen Montag wünsche ich! Das Thema ist voll mein Ding, finds cool, dass du auch mal Fragen nimmst, die sich auch an die Schreiber unter den Lesern richtet 😉
    Daher ist meine Antwort heute auch mal länger als üblich: https://blog.kiranear.moe/2021/11/montagsfrage-198-altersgrenzen-bei.html

    Lg,
    Kira

    Like

  6. Avatar von Sophia (Wordworld)

    Hallöchen zusammen,

    Dies ist mal wieder eine grundsätzlich interessante Frage, zu der ich aber keine wirkliche Meinung besitze und deshalb auch nur ungern Stellung beziehe. Ich beantworte heute also eher, warum ich mich bislang noch nicht wirklich mit Preisausschreibungen auseinandergesetzt habe:

    https://w0rdw0rld.blogspot.com/2021/11/montagsfrage-229-15112021.html

    Liebe Grüße
    Sophia

    PS: Ich habe die letzte Woche übrigens genutzt, alle bisher von mir beantworteten Montasgfragen zu kategorisieren, zu zählen und auf einer Übersichtsseite zusammenzufassen. Könnt Ihr glauben, dass das heute schon die 229. Frage ist, die ich im Rahmen dieser Aktion beantwortet habe? Verrückt!

    Gefällt 2 Personen

  7. Avatar von Sandra Falke

    Ich belasse es diesmal bei einem kurzen Kommentar. 😉
    Habe auch tatsächlich schonmal an einem Schreibwettbewerb oder zwei teilgenommen und finde es dahingehend schön wenn Nischen und Genres getrennt werden, nach einem konkreten Thema gefragt wird oder grundsätzlich beispielsweise Autoren U16 oder U18 als separate Gruppe gelten, um Jugendliche von Erwachsenen zu unterscheiden – nicht um sie anderswo auszuschließen, sondern ihnen eine separate Chance für einen Anfang zu genehmigen.
    Engere Altersgrenzen finde ich überdies unnötig.
    Und damit einen hervorragenden Wochenauftakt allerseits! 🙂
    Grüße und Sonnenschein,
    Eure Sandra

    Like

  8. Avatar von Chris | schriftweise

    Hier mal ganz schnell noch meine (heute etwas benebelten) Gedanken zum Thema:

    Montagsfrage #144 – Altersbeschränkungen für Wettbewerbe? [2146]

    Like

  9. Avatar von Christin

    Hallo Antonia,
    das ist eine Frage über die ich noch nie so richtig nachgedacht habe. Aber diesmal schon https://buchundco.blogspot.com/2021/11/montagsfrage-15112021.html
    Liebe Grüße und eine schöne Woche
    Christin

    Like

Hinterlasse einen Kommentar